Gedanken für den Tag

von Hubert Feichtlbauer. "Was zu selten in den Kirchen gepredigt wird"

Hubert Feichtlbauer ist katholischer Publizist.

Am Pfingst-Dienstag und an den Tagen danach macht sich der Doyen des katholischen Journalismus und Buchautor Hubert Feichtlbauer Gedanken über grundlegende Fragen der christlichen Religion, die sehr wohl bei zeitgenössischen Theologinnen und Theologen, aber nicht immer in den Predigtunterlagen vieler Pfarrer in dieser Form vorkommen.
Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer.

Als Gott merkte, dass Adam und Eva ihren Sündenfall kapiert hatten, hängte er zwei Röcke aus Tierfell um ihre nackten Körper und zeigte ihnen den Weg aus dem Paradies hinaus ins harte Erdenleben. Diese so genannte "Erbsünde" oder "Erbschuld" habe sich auf alle Menschen übertragen und ihnen die Arbeit und das Gebären zur Plage gemacht. Und damit hielt, so liest man im Katechismus der katholischen Kirche (400), "der Tod Einzug in die Menschheitsgeschichte".

Aber laut wissenschaftlicher Evolutionslehre kam der Tod mit den vielzelligen Lebewesen. Komplexere Mehrzeller gibt es seit 600 Millionen, den homo sapiens seit gut 200.000 Jahren. Pflanzen und Tiere sterben schon ungleich länger als Menschen. Wie's weiter ging, beschrieb der österreichische Evolutionsforscher Rupert Riedl so: "Mit der Vielzelligkeit kam der Tod, mit dem Nervensystem der Schmerz, mit dem Bewusstsein die Angst, mit dem Besitz die Sorge."

Also war nicht der leibliche Tod die Strafe Gottes. Nach der ersten Sünde erkannten die Menschen den Unterschied zwischen Gut und Böse, kann man in der Bibel lesen. Die Verstoßung in persönliche Verantwortung ist unser Erbe!

Wir leiden nicht unter den Folgen fremder Sünden, sondern unter eigener Verantwortungslosigkeit. Nicht zum Elend, sondern zur Freiheit der Entscheidung zwischen Gut und Böse sind alle Generationen verdammt. Das aber bedingt, dass die Welt schön und grausam sein muss. Nur so können Menschen an der Weiterentwicklung der Schöpfung mitwirken. Ist das nicht Ansporn und Lebenssinn für viele - oft schrecklich schmerzhaft, aber auch erschreckend schön wie jede große Herausforderung?

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Playlist

Titel: Ansage "Gedanken für den Tag"
Länge: 00:10 min

Titel: Absage "Gedanken für den Tag"
Länge: 00:10 min

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