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Die Hunde von Groß-Betschkerek oder Eine Sehnsucht nach Jugoslawien. Ein Porträt des Schriftstellers, Diplomaten, Dolmetschers und Übersetzers Ivan Ivanji. Von Peter Lachnit
25. Juni 2011, 09:05
In den 1930er Jahren kaufte man in Groß-Betschkerek beim Meinl ein, die jungen Damen tanzten den Lambeth Walk, auf den Straßen sprach man serbisch, rumänisch und auch slowakisch. Die Eltern unterhielten sich miteinander auf Ungarisch, mit den Kindern sprachen sie jedoch immer Deutsch.
Doch als 1941 die Deutsche Wehrmacht in das Banat kam, half ihm das nichts: Der 15-jährige Ivan Ivanji wurde ins KZ Buchenwald deportiert. Bei seiner Rückkehr 1945 fand er nur mehr die Bücher seines Vaters vor.
Der deutschen Kultur blieb er dennoch verbunden: Er studierte Germanistik, dolmetschte für Staatschef Tito und übersetzte Günter Grass und Heinrich Böll ins Serbische. Mit dem Jugoslawien Titos hat er sich identifiziert, war Sekretär des Schriftstellerverbandes und Kulturattaché an der jugoslawischen Botschaft in Bonn. Als sich die Kommunisten unter Milosevic zu serbischen Nationalisten wandelten, verließ er das Land und ging, fast 70-jährig, nach Wien.
Heute sind Ivan Ivanjis Bücher, zuletzt der Roman "Buchstaben von Feuer", wieder prominent in den Vitrinen der Belgrader Buchhandlungen ausgestellt. Doch den Figuren in seinen Romanen misslingt die Heimkehr in die Kleinstadt Groß-Betschkerek, die heute nach einem Partisanen "Zrenjanin" heißt. Und dem Autor ebenso.