Da capo: Tonspuren

"Ich werd mich noch beim Sterben langweilen" oder Die paradoxe Lebenslust der Ilse Aichinger. Feature von Eva Schobel

"Komm süßer Tod" heißt ihr Lieblingsfilm, am liebsten wäre es Ilse Aichinger, gar nicht geboren zu sein. Trotzdem feierte sie am ersten November dieses Jahres ihren 90. Geburtstag. Die meisten von Ilse Aichingers jüdischen Verwandten wurden von den Nationalsozialisten zum Verschwinden gebracht. Ihre Zwillingsschwester konnte noch rechtzeitig nach England emigrieren, Ilse selbst überlebt als Mischlingskind mit ihrer Mutter in Wien.

1948 erscheint ihr Roman "Die größere Hoffnung", der erste und für lange Zeit einzige ästhetisch gelungene Reflex auf die Verfolgung im Dritten Reich, in dem das Wort "Nationalsozialismus" kein einziges Mal fällt. Für ihre berühmte "Spiegelgeschichte" erhält sie 1952 den Preis der Gruppe 47, 1953 heiratet sie den Schriftsteller Günter Eich.

Jahrzehntelang lebt sie mit ihrer Familie auf dem Land, vermisst das Kino und schreibt Erzählungen, ohne zu erzählen. Seit mehr als einem Jahrzehnt ist Ilse Aichinger wieder in Wien. Hier entsteht fast nebenbei die einzigartige Autobiografie der Lebens- und Schreibkünstlerin: Blitzlichter fallen auf Filme, die sie gesehen, Gegenden, die sie erlebt, Menschen, die sie getroffen hat.

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