Diagonal - Radio für Zeitgenoss/innen
Stadtporträt Venedig - jede Ecke ein Klischee. Präsentation: Michael Schrott (Erstausstrahlung: 28. Mai)
12. November 2011, 17:05
Keine andere Stadt besteht so ausschließlich aus Stereotypen wie Venedig: Stadt der Liebe und des Todes, Insel und Zufluchtsort, Refugium vom Alltag und von den Problemen der modernen Welt. Weit über 20 Millionen Fremde kommen jährlich in die Stadt. "Venedig ist nicht schön", schrieb der deutsche Autor Ferdinand von Schirach, "es ist nur typisch." Wer in diese Stadt kommt, braucht eigentlich nichts mehr zu sehen, die Bilder sind im Kopf, abgepaust im besten Fall in Kunsthistorischen Museen, oder aus Filmen und Operetten, Eissalon-Dekorationen, Pizzeria-Wandgemälden, Postkarten und Kalenderbildern.
Und welche Vorstellung der Stadt haben die Menschen, die hier wohnen? Es sind ohnehin nicht mehr viele Einwohner, die den Touristen im Weg stehen. Unbestritten: Venedig hat größte ästhetische Qualitäten. Und die Stadt kann - zur richtigen Jahreszeit - sehr angenehm sein. Für den Besucher. Aber für die Bewohner? Im Schaufenster der Apotheke auf dem Campo San Bartolomeo wird in Leuchtziffern der aktuelle Bevölkerungsstand angegeben, es sind schon weniger als 60.000. Wenn die Entvölkerung Venedigs im derzeitigen Tempo anhält, lebt im Jahr 2055 kein einziger Venezianer mehr in der Inselstadt.
Die venezianischen Immobilien werden ja längst nicht mehr auf dem lokalen, sondern auf dem globalisierten Markt angeboten. Im Großteil der Stadt kann man für den täglichen Bedarf nicht mehr einkaufen: Wer Waschpulver, Druckerpatronen oder Kalbschnitzel braucht, muss oft weite Wege gehen. Statt dessen kann man sich flächendeckend das ganze Jahr über mit Karnevalsmasken eindecken. "Venedig", schreibt die in Venedig und Mailand lebende Kunsthistorikerin Angela Vettese, "Venedig ist als Stadt die größte Hure der Welt, aber sie ist auch die am meisten vergewaltigte Stadt."
Service
Joseph Brodsky, "Ufer der Verlorenen", Verlag Carl Hanser, auch als Fischer TB erhältlich
Wolfgang Scheppe, "Done.Book. Picturing the City of Society. An Inquiry into the Depth of Visual Archives. (The Venetian Notebooks of John Ruskin versus the Picture Library of Alvio Gavagnin)", Hatje Cantz Verlag
Wolfgang Scheppe, "Migropolis. Venice/Atlas of a Global Situation", Hatje Cantz Verlag
La Biennale di Venezia 4. Juni bis 27. November 2011
Italia Nostra Sektion Venedig
Consorzio Venezia Nuova
Palazzo Grassi
Peggy Guggenheim Collection
M9 - A New Museum for a New City
Spiazzi Kunstraum in Venedig
Sendereihe
Playlist
Komponist/Komponistin: Adriano Celentano
Titel: L'Affondamento
Album: Yuppi Du
Solist/Solistin: Adriano Celentano
Länge: 03:00 min
Label: Sony BMG 88697351882
Komponist/Komponistin: R. Pettenello, Skardy
Titel: Viagra
Album: Pirangna
Ausführende: Sir Oliver Skardy & Fahrenheit 451
Länge: 02:45 min
Label: Amp Lion 0013 CD
Komponist/Komponistin: Christian Maurer
Vorlage: Nino Rota
Titel: Caser Nover
Album: OUR FAVOURITE FILMSONGS
Ausführende: Saxofour
Länge: 01:20 min
Label: Emarcy/Universal 1731552
Komponist/Komponistin: Sergio Manfio
Titel: La Canzone del Gondoliere
Album: Brube
Ausführende: Skaj
Länge: 01:40 min
Label: CAM02/10SK
Komponist/Komponistin: Paolo Conte
Titel: Tua Cugina-Prima (Tutti a Venezia)
Album: I Primi Tempi
Solist/Solistin: Paolo Conte
Länge: 02:33 min
Label: BMG Ariola 353463
Komponist/Komponistin: A. Manzo, R. Pettenello, Skardy
Titel: Fame un Spritz
Album: Pirangna
Ausführende: Sir Oliver Skardy & Fahrenheit 451
Länge: 02:20 min
Label: Amp Lion 0013 CD
Komponist/Komponistin: Françoise Dorin, Charles Aznavour
Titel: Que c'est triste Venise
Album: Platinum Collection
Solist/Solistin: Charles Aznavour
Länge: 02:35 min
Label: Capitol 072435774732 5