Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Die Sakralisierung des Menschen. Ein neuer Blick auf die Menschenrechte. Gestaltung: Brigitte Voykowitsch

Wie haben sich die Menschenrechte entwickelt? Was sind ihre Wurzeln? Über diese Fragen führen Wissenschafter seit einigen Jahrzehnten heftige Debatten. Zwei konträre Positionen stehen einander dabei gegenüber: zum einen die These, wonach die Idee der Menschenrechte dem christlich-jüdischen Erbe zu verdanken sei, zum anderen die These, dass die Menschenrechte eine Erfindung der Aufklärung seien und sich mühsam gegen das christlich-jüdische Erbe durchsetzen mussten.

Der Sozialtheoretiker Hans Joas distanziert sich von beiden Thesen und stellt ihnen seine eigene Sicht gegenüber. Er spricht von einem langen Prozess der Sakralisierung des Menschen, in dessen Verlauf jedes einzelne menschliche Wesen mehr und mehr als heilig angesehen wurde. Dieser Prozess müsse als langsame kulturelle Transformation verstanden werden, in deren Zuge vielfältige Debatten über Werte und Rechte geführt und neue Definitionen ausgehandelt wurden. Eine binäre Opposition von christlich-jüdischem Erbe und Aufklärung hält Joas für zu vereinfacht und verkürzt. Stattdessen gäbe es viel mehr und weitaus komplexere Geschichten über die Entstehung der Menschenrechte.

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