Radiogeschichten

"Der Vater". Von Ljudmila Petruschewskaja. Aus dem Russischen von Antje Leetz. Es liest Karsten Rühl. Gestaltung: Edith Vukan

"Es lebte einmal ein Vater, der seine Kinder nicht finden konnte." Mit diesem Satz führt Ljudmila Petruschewskaja nicht nur hinein in die Geschichte, sondern auch in die Welt des Unheimlichen. Der arme Mann macht sich auf die Suche, die ihn - auf den Rat einer unbekannten Alten hin - mit dem Zug zur Station "Kilometerstein Vierzig" fahren lässt. Bei Kälte und Nacht kriecht er durch Schneewehen mitten in einen Wald und gelangt zu einer kleinen Hütte. Die Hütte scheint bewohnt zu sein, aber sein Klopfen bleibt ohne Antwort.

Ljudmila Petruschewskaja, geboren 1938, stammt aus einer Moskauer Intellektuellenfamilie, die vom russischen Staat über drei Generationen zu "Volksfeinden" erklärt wurde und bis zum Beginn der Perestroika Repressalien ausgesetzt war. Petruschewskaja studierte in Moskau Journalistik und arbeitete für Radio und Fernsehen. Die Prosatexte und Stücke, die sie verfasste, durften Jahrzehnte nicht erscheinen, wurden aber unter der Hand verbreitet und machten sie zu einer der populärsten Figuren des russischen Undergrounds. Erst im Zuge der Perestroika konnten ihre Erzählungen und Dramen veröffentlich werden. Heute zählt sie zu den bekanntesten Autorinnen Russlands und wurde mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet - u. a. mit dem World Fantasy Award 2009. Sie hat ein eigenes Theater gegründet, eine Kinderbuchserie geschrieben, wird in viele Sprachen übersetzt und tritt auch als Chansonsängerin auf.

Service

Ljudmila Petruschewskaja, "Der Vater" aus "Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte", russische Schauergeschichten, Berliner Taschenbuch Verlag

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