Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

1. Kernforschung in Österreich
2. Vom Brotersatz zur Edelprodukt - die Maroni
3. Genetische Spurensuche im Frühmittelalter
4. Wie die Psychotherapie nach China kam

Redaktion und Moderation: Franz Tomandl

Kernforschung in Österreich

Wien war von der Jahrhundertwende bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten ein Zentrum der Radioaktivitätsforschung. Die Donaumonarchie kontrollierte mit dem böhmischen St. Joachismthal / Jachymov, das heute im Norden Tschechiens liegt, die wohl bedeutendste Uranlagerstätte Europas. In der noch jungen Disziplin forschten für die damalige Zeit erstaunlich viele Frauen. Zwei Frauen - Zeithistorikerinnen - sind es nun auch, die soeben einen Sammelband herausgegeben haben, der die Geschichte der Österreichischen Kernforschung untersucht. Mehr von Tanja Malle. Mit Silke Fengler, Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien. Gestalterin: Tanja Malle.

"Kernforschung in Österreich. Wandlungen eines interdisziplinären Forschungsfeldes 1900 bis 1978.", herausgegeben von Silke Fengler und Carola Sachse ist im Böhlau Verlag erschienen.

Vom Brotersatz zur Edelprodukt - die Maroni

Der Anbau der Edelkastanie in Europa hat eine lange Tradition. Schon in der Antike wurde sie in Italien und am Rand der Alpen kultiviert und als Brotfrucht verwendet. Später haben sie Getreide und andere Stärkelieferanten verdrängt. Ein Pilz setzte den Bäumen in Europa im 20. Jahrhundert zusätzlich zu. Doch seit einiger Zeit wird die Kultur der Kastanien wiederbelebt - aus wirtschaftlichem Interesse und aus Interesse des Landschaftsschutzes. Die Edelkastanie könnte damit zu einem Beispiel für gelungene Regional- und Landschaftsentwicklung werden. Mit Oliver Bender, Institut für Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Innsbruck. Autor: Mark Hammer.


Genetische Spurensuche im Frühmittelalter

Erstmals plant eine internationale Forschergruppe eine archäo-genetische Pilotstudio über das europäische Frühmittelalter, also die Zeit von 400 - 1200 nach Christus. Sie ist Teil des groß angelegten Forschungsprojekts "SCIRE": Social Cohesion, Identity and Religion in Europe. Für dieses Projekt, das bis 2016 laufen wird, gewann der Historiker Walter Pohl den Forschungspreis des European Research Council. Historiker, Genetiker, Evolutionsbiologen, Anthropologen und Archäologen aus Europa und den USA sind an dem Projekt beteiligt. Im Frühmittelalter entstanden neue grundlegende Identifikationskonzepte in Europa. Es bildeten sich religiöse Identitäten und ethnische Bezeichnungen heraus, wie etwa bei den Langobarden. Dieser Stamm wanderte im Frühmittelalter von der Elbe bis nach Norditalien. Archäo-genetische Untersuchungen sollen nun Aufschluss über Migration und demographische Prozesse im Europa der Völkerwanderungszeit geben. Mit Walter Pohl, Universität Wien; Patrick Geary, Princeton University.


Wie die Psychotherapie nach China kam
Die Geschichte eines erstaunlichen Projekts

Der zunehmende Zerfall der familiären und traditionellen Strukturen in China seit der Kulturrevolution überfordert viele Menschen. Dies verlangt neue Antworten psychologischer Beratung und Behandlung. Zu diesem Zweck gründeten vor 25 Jahren der bekannte Psychiater und Familientherapeut Fritz Simon und die Psychologin Margarete Haaß-Wiesegart die Deutsch-Chinesische Akademie für Psychotherapie. In ihrem Buch "Zhong De Ban" oder: Wie die Psychotherapie nach China kam" schildern sie, gemeinsam mit dem chinesischen Arzt Xudong Zhao, ihre Erfahrungen im Rahmen dieses interkulturellen Abenteuers. Mit Fritz Simon, Universität Witten/Herdecke. Gestalterin: Rebecca Hillauer.

Buchtipp: "Zhong De Ban oder: Wie die Psychotherapie nach China kam" von Fritz B. Simon, Margarete Haaß-Wiesegart und Zhao Xudong, erschienen in der Reihe "Systemische Horizonte", Carl-Auer Verlag

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