Radiokolleg - John Cale & Lou Reed

8. März 2012, 09:45

Im Jahre 1965 trafen sich in New York zwei Musiker, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Auf der einen Seite Lou Reed, geboren am 2. März 1942, der schon seit Jahren in den verschiedensten Bands spielte und den simplen Rock'n'Roll liebte; auf der anderen Seite der eine Woche jüngere John Cale, gebürtiger Waliser, der bereits in der Schule das Geigenspielen erlernt hatte. Seit 1963 lebte er in New York und war dort Mitglied von "The Dream Syndicate", einer ominösen Avantgardeband rund um La Monte Young.

Zwischen Reed und Cale entstand sofort eine Hassliebe, die jahrzehntelang die Beziehung der beiden prägen sollte. Am 11. November 1965 gab die von ihnen gegründete Band ihr Debüt; heute gilt Velvet Underground als eine der wichtigsten Gruppen aller Zeiten, Aber damals, in den späten 60er Jahren, agierte sie weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

"Fast niemand kaufte die Platten der Band, als sie zuerst veröffentlicht wurden, aber alle, die es taten, gründeten daraufhin ihre eigene Gruppe." Dieses Zitat stammt von Brian Eno und der muss es schließlich wissen, formierte er doch nach dem Hören der ersten Platten von Reed und Cale seine Gruppe "Roxy Music".

Die Aufzählung der Musiker, die von Velvet Underground beeinflusst sind, liest sich wie das Who is Who der Popmusik: David Bowie, Patti Smith, Talking Heads, Iggy Pop, Joy Division, R.E.M. oder U2. Aber nicht nur das Weltbild von Musikern wurde von der Gruppe geprägt, sondern auch jenes von Politikern. Einer der größten und bekanntesten Fans war Vaclav Havel. Für ihn und seine Dissidentenkollegen waren die in den späten 1960er Jahren illegal in die Tschechoslowakei importierten Platten ein Fenster in eine andere, bessere Welt. Und als Havel im Jahre 1993 "Velvet Underground" auf ihrer Reunion Tour in Prag begrüßte, da schien es, als könnte Rock die Welt wirklich verändern.

Service

Victor Bockris + Gerard Malanga: Up-Tight, the Velvet Underground Story, Omnibus Press, London 1983
John Cale + Victor Bockris: What's Welsh For Zen - The Autobiography of John Cale, Bloomsbury Publishing, New York/London 1999
Peter Doggett: Lou Reed Biographie, dt. von Kerstin Winter, vgs, Köln 1999
Nick Johnstone: Lou Reed Talking, dt. von Julia Rickers, Schwarzkopf Verlag, Berlin 2006
Lou Reed: Pass Thru Fire - Alle Songs, dt. von Manfred Alliè, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2006

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