Radiokolleg - Lernen in der Netzwerkgesellschaft

Von falschen Utopien und neuen Potenzialen (1). Gestaltung: Armin Medosch und Ina Zwerger

Ob Lernsoftware, Computerspiele, Suchmaschinen oder "social media" - längst gehören diese zum Schulunterricht wie zur Freizeitbeschäftigung von Kindern und Jugendlichen. Doch nicht nur Medien und Technologien haben sich in den letzten 20 Jahren verändert, auch unsere Vorstellungen, wie, was und warum wir lernen sollen, unterliegen einer Transformation, die mit dem Übergang von der Industrie- zur Informationsgesellschaft zu erklären ist.

Das Thema "Lernen", das in der Pädagogik als Wissenschaft lange ein Schattendasein führte, rückt seit einigen Jahren verstärkt ins Zentrum der Aufmerksamkeit, meint etwa der Bildungsexperte Konstantin Mitgutsch, der sowohl über die Faszination von Computerspielen, als auch über "Lernen durch Enttäuschung" geschrieben hat. Eine Rückschau auf die wichtigsten Lerntheorien des 20. Jahrhunderts zeigt auf, wie nachhaltig sich Computer auf Psychologie und Neurowissenschaften ausgewirkt haben, und damit die Vorstellung, wie Menschen lernen, veränderten. Nach Ansicht des Bildungswissenschafters greifen viele neue Ansätze zu kurz, da sie das Lernen entweder auf Abläufe im Gehirn reduzieren, oder wie beim "e-learning" falsche Bilder bedienen, wie etwa, dass die Software das Lernen übernimmt. Doch niemandem bleibt das eigene Lernen erspart, so Mitgutsch. "Man lernt individuell und eingebettet in einen situativ, sozial und medial bestimmten Raum."

In der Netzwerkgesellschaft gelten Medienkompetenz und Kreativität als neue Schlüsselqualifikationen, die auch in den Bildungsstrategie-Papieren von EU und OECD promotet werden. Doch wie ist die damit verbundene Rede vom "Lebenslangen Lernen" zu verstehen? Wird Lernen zum ökonomischen Überlebenstraining oder geht es auch um persönliche Weiterentwicklung und Befähigung zu mehr Partizipation? Im Übergang von der Industrie- zur Informationsgesellschaft ist "digital literacy" heute in allen Berufen gefragt. Ihre geeignete Vermittlung ist damit zentral für eine zukunftsfähige Bildungspolitik.

Armin Medosch und Ina Zwerger untersuchen, vor welchen Herausforderungen das "Lernen in der Netzwerkgesellschaft" steht? Welche Methoden und Ansätze gibt es bereits? Und wie kann aus engagierten Einzelprojekten ein Leitmotiv für das Bildungssystem werden? Fest steht, dass die informationsgesellschaftlichen Technologien ein emanzipatorisches Potenzial aufweisen, das für das Lernen genutzt werden kann oder auch nicht.

Service

Konstantin Mitgutsch, "Lernen durch Enttäuschung: Eine pädagogische Skizze", Verlag Braumüller Universitäts-Verlagsbuchhandlung 2009

Konstantin Mitgutsch (Herausgeber), Herbert Rosenstingl (Herausgeber), "Faszination Computerspielen: Theorie - Kultur - Erleben", Braumüller Universitäts-Verlagsbuchhandlung 2008

Käte Meyer-Drawe, "Diskurse des Lernens", Verlag Fink Wilhelm Gmbh + Co.Kg 2008

Horst Siebert, "Pädagogischer Konstruktivismus: Lernzentrierte Pädagogik in Schule und Erwachsenenbildung", Beltz Verlag 2005

Horst Siebert von Bertelsmann, "Lernen und Bildung Erwachsener", Verlag Bertelsmann 2011

Peter Baumgartner, Sabine Payr, "Lernen mit Software", Studienverlag 1999

David Buckingham, "Media Education: Literacy, Learning, and Contemporary Culture", Verlag Blackwell Publishers 2003

Julian Sefton-Green (Autor), J. Green (Autor), Dr Julian Sefton-Green (Herausgeber), "Young People, Creativity and New Technologies: The Challenge of Digital Arts" Verlag Taylor & Francis 2007

Neil Selwyn, "Schools and Schooling in the Digital Age: A Critical Analysis (Foundations and Futures of Education", Verlag Routledge 2010


Die Publikation über die Grundlagen der Wissensgesellschaft, aktuelle Entwicklungen und Trends sowie die grundsätzlichen Positionen der EU und der OECD zu Lerntheorien und IKT in der Bildung, Lernen im Open Lab, Lernen und "Open Source" sowie dem Kulturerbe im digitalen Raum als Quelle neuen Wissens finden Sie hier

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