Salzburg verliert kostbares Kunstwerk
Museum restituiert Klimt-Gemälde
Das Museum der Moderne muss eines seiner bekanntesten Gemälde zurückgeben: "Litzlberg am Attersee" von Gustav Klimt ist Beutekunst und muss restituiert werden, der rechtmäßige Erbe konnte ermittelt werden. Salzburg verliert ein kostbares Kunstwerk, hat sich aber moralisch äußerst korrekt verhalten.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 21.04.2011
Ein Hauptstück der Sammlung
Seit längerem bereit ist es fraglich, ob das Gemälde "Litzlberg am Attersee" von Gustav Klimt sich rechtmäßig in der Sammlung des Museums der Moderne in Salzburg befindet. Am Donnerstag, 21. April 2011 hat Direktor Toni Stooss klargestellt, dass es zurückgegeben werden muss: "Es handelt sich um eines unserer Hauptstücke in der Sammlung. Es ist um 1915 entstanden. Wir haben dieses Gemälde schon seit längerem in Zusammenhang mit der seit Jahren eingesetzten Provenienzforschung untersucht."
Die Forschung umfasst mittlerweile einen ganzen Aktenordner und die Ergebnisse lassen offenbar keinen Zweifel zu. Das Museum der Moderne verliert damit das einzige Gemälde von Gustav Klimt.
Besitzerin wurde von Nazis ermordet
Für den Museumreferenten, Landeshauptmann Stellvertreter Wilfried Haslauer ist es klar, dass das Land das Kunstwerk zurückgeben muss: "Das ist Beutekunst, überhaupt keine Frage. Das Gemälde gehörte Amalie Redlich, die dieses Gemälde vor 1938 von Dr. Victor und Paula Zuckerkandl erworben hat. Amalie Redlich wurde 1941 nach Polen deportiert und ermordet. Ihr Erbe ist ihr Enkel, Georges Jorisch."
Das Bundesgesetz für die Restitution von Kunstwerken verlangt die Restitution nur von Bundesmuseen, doch das Land Salzburg hat sich entschlossen, dieses Gesetz auch auf eigene Bestände anzuwenden. Wegen des Wertes - das Gemälde wird auf 20 bis 30 Millionen geschätzt - müssen einige Gremien befasst werden, doch es ist damit zu rechnen, dass Anfang Juli der rechtmäßige Beschluss gefasst wird, das Gemälde zu restituieren.
Anwalt voll des Lobes
Salzburg hat zwar ein kostbares Kunstwerk verloren, doch es hat seine Ehre bewahrt. Denn Alfred Noll, der Rechtsanwalt von Georges Jorisch, ist voll des Lobes, wie das Land Salzburg und im speziellen das Museum sich verhalten haben, die Vorgangsweise sei einzigartig in Österreich:
"Ich befasse mich in Österreich seit mehreren Jahren mit Kunstrückgabefällen, ich habe in noch keinem einzigen Fall eine derartige Offenheit und Sachlichkeit bei der Diskussion der einzelnen Punkte erlebt", so Noll. "Direktor Stooss hat selbst Georges Jorisch kennen gelernt und es war ihm auch ein Bedürfnis. Und ich glaube es ist überhaupt der erste Fall, wo ein Museumsdirektor den Betroffenen kennen lernen will. Normalerweise schaut es in Österreich leider anders aus."
Erbe unterstützt Museum
Auch den Kunsthandel schließt Noll in sein Lob ein, erst dadurch sei es möglich geworden, lückenlos nachzuweisen, wie das Bild in die Sammlung gekommen ist. Es war auch in diesem Fall der Kunsthändler Friedrich Welz, der das Bild zunächst für sich erworben und es dann gegen ein Stück der Landessammlungen getauscht hat.
Die korrekte Vorgangsweise wird sich für Salzburg übrigens auszahlen: Jorisch wird sich erkenntlich zeigen und dem Museum 1,3 Millionen Euro für einen seit längerem geplanten Ausbau zur Verfügung stellen: Ein Wasserturm neben dem Museum soll als Zentrum für Kunstvermittlung adaptiert werden. Er soll, nach der ursprünglichen Besitzerin des Klimt-Gemäldes, Amalie-Redlich-Turm heißen.
Textfassung: Rainer Elstner