Diagonal - Radio für Zeitgenoss/innen

16. Juni 2012, 17:05

Die mit beiden Händen in die Luft gemalten Anführungszeichen sind zu einem wichtigen körpersprachlichen Repertoire im Wissenschaftsmilieu geworden. Signalisiert werden soll damit eine mentale Distanzierung von bestimmten Ausdrücken, die nicht als politisch korrekt gelten.

In Österreich steht etwa der "Mohr im Hemd" auf der Abschussliste, der Dr.-Karl-Lueger-Ring wird umbenannt und das große Binnen-I - mit dem deutlich gemacht werden soll, dass Frauen wie Männer gemeint sind, wie in "HörerInnen" - irritiert immer noch manche beim Lesen.

In Schweden wird schon darüber diskutiert, ob neue geschlechterneutrale Personalpronomina in die schwedische Sprache eingeführt werden sollen.

Sind das Etappensiege auf dem Weg zu einer besseren Welt oder Tugendterror von Minderheiten, die auf einen immer mehr bevormundenden Staat setzen? Wird, je weniger die Umstände an sich verändert werden können, umso intensiver an Nebenfronten gestritten?

Falter-Redakteur Matthias Dusini und FM4-Radiomacher Thomas Edlinger haben in der "edition suhrkamp" ein Buch mit dem Titel "Unter Anführungszeichen" verfasst, das die Ambivalenzen dieser Kulturrevolution pointiert kommentiert. Autor Matthias Dusini wird im Diagonal-Studio mit der Philosophin Isolde Charim und der Soziologin Irene Dyk-Ploss über seine Thesen diskutieren, ein Beitrag aus den USA wird über aktuelle Auswirkungen von Political Correctness informieren

Service

Matthias Dusini/ Thomas Edlinger, "In Anführungszeichen: Glanz und Elend der Political Correctness", Suhrkamp Verlag

Buchpräsentation am 19. Juni, 19:00 Uhr, Kunsthalle Wien, project space, Treitlstr. 2, 1040 Wien

Patti Smith - Konzerttermine

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