Dimensionen - die Welt der Wissenschaft
Arabische Weisheit. Eine Sendung über Frühformen globalisierten Wissens. Von Gudrun Braunsperger
23. Juli 2012, 19:05
Das arabische Reich ermöglichte im 9. und 10. Jahrhundert eine Blütezeit interkultureller Forschung, die bis in den Iran und nach Zentralasien reichte, wo auch persische und türkische Gelehrte sich der arabischen Sprache bedienten. Die Bezeichnung "Algorithmus" geht auf den Namen des arabischen Universalgelehrten Al-Khwarizmi zurück. Er übernahm die Ziffer Null aus dem indischen Zahlensystem und arbeitete als erster mit Dezimalzahlen. Aber nicht nur bedeutende mathematische Leistungen haben ihren Ursprung in der arabischen Welt, auch Errungenschaften der Medizin und Astronomie beeinflussten die europäische Wissenschaftskultur.
Bis heute gilt Ibn Sina, besser bekannt unter dem latinisierten Namen Avicenna, als einer der bedeutendsten Gelehrten der Weltgeschichte. Sein "Kanon der Medizin" hatte mehr als ein halbes Jahrtausend nach seinem Tod in Europa immer noch Gültigkeit als medizinisches Standardwerk. Der Wissenstransfer aus der Antike über den arabischen Raum ist von enormer Bedeutung. Über Rom und Konstantinopel wanderte ein großer Teil des antiken Wissens über die Bibliotheken von Alexandria und Bagdad bis in persisches Einflussgebiet und gelangte erst im Mittelalter wieder nach Europa. Die arabischen Kommentare des Averroes zu den Schriften von Aristoteles regten wiederum zu Innovationen im Bereich der mittelalterlichen Logik und Metaphysik an.
Service
John Freely, Platon in Bagdad. Wie das Wissen der Antike zurück nach Europa kam. Klett Cotta 2012 Heinz Balmer und Beat Glaus (Hg.), Die Blütezeit der arabischen Wissenschaft. Verlag der Fachvereine an den schweizerischen Hochschulen und Techniken. Zürich 1990.
W. Montgomery Watt, Der Einfluss des Islam auf das europäische Mittelalter. Verlag Klaus Wagenbach. Berlin 1989