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Der Sturm des Jahres 1812. Napoleons Russland-Feldzug und seine Bedeutung für die russische Identität. Gestaltung: Gudrun Braunsperger

Mit einem Blitzfeldzug rechnete Napoleon, als er am 24. Juni 1812 mit 675 000 Mann die preußische Grenze an der Memel überschritt und den Russlandfeldzug eröffnete: Die "Grande Armee" war die größte Armee, die es bis dahin in Europa gegeben hatte. Doch der ehrgeizige Plan, Russland zu erobern, scheiterte katastrophal: Nur 18 000 Soldaten kehrten im Dezember desselben Jahres zurück, dazwischen lag das größte militärische Desaster der europäischen Kriegsgeschichte. Napoleons Sieg über die russische Armee in der Schlacht von Borodino im September 1812 hatte sich als Pyrrhussieg mit enormen Verlusten auf beiden Seiten erwiesen. Moskau ging nach dem Einmarsch in Flammen auf und der ruhmreiche Feldherr scheiterte an der russischen Politik der verbrannten Erde: er konnte seine Truppen nicht mehr versorgen, die auf den russischen Winter nicht vorbereitet waren. Das Jahr 1812 ist für die russische Identität eine Wegmarke, mit der sich die russische Nation einen Gründungsmythos geschaffen hat: Die napoleonischen Kriege werden in der russischen Geschichtsschreibung als "Vaterländische Kriege" bezeichnet und sie haben das kollektive Gedächtnis nachhaltig beschäftigt. Lew Tolstoj hat den Stoff für einen seiner Romane daraus bezogen und in "Krieg und Frieden" ein historisches Panorama künstlerisch gestaltet.

Service

Adam Zamoyski, 1812. Napoleons. Feldzug in Russland. Deutsch von Ruth Keen und Gerhard Stölting. Beck Verlag 2012.
Dominic Lieven. Russland gegen Napoleon. Die Schlacht um Europa. Deutsch von Helmut Ettinger. Bertelsmann 2011.
Carl von Clausewitz, Der russische Feldzug von 1812.

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