Gedanken für den Tag

Von David Schalko. "Aussparungen". Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer

Dort wo ich heute bin, schwirren die Hornissen wie wild herum. Sie spüren die Katastrophe. Endlich. In Zeiten der Katastrophen wird alles besser. Der Sex, die Gedanken, die Menschen an sich. Wir sollten den Ausnahmezustand pflegen, ja, zum Gesetz erheben. Er ist die einzige Möglichkeit, Mensch zu bleiben. Der Wahnsinn, die einzige Möglichkeit, die Liebe aufrecht zu erhalten. Bonny und Clyde versus Harry und Sally.

Ist der Sex kurz vor dem Attentat der Beste? Lohnt es sich deshalb, Terrorist zu werden? Wem darf ich die Schuld am Wetter geben? Würden Sie mit einem kleinen Boot auf den offenen Ozean fahren? Oder stecken Sie bei der Frage fest, ob Sie das Brot lieber verpackt oder unverpackt konsumieren?

Jemand hat zu mir gesagt, das Böse tritt in Erscheinung, wenn das Gute zu anstrengend wird. Ich frage mich, ob das Böse wirklich das Böse ist? Wären Gier und Neid nicht die verlässlicheren Gefühle für ein funktionierendes Zusammenleben? Sollte man sich nicht vor jeder Ehe Hass und Argwohn versprechen? Eine Welt ohne Enttäuschung. Die Unmöglichkeit einer Insel. Es regnet und bald wird es nur noch Meer geben. Ein Meer ohne Fische, ein Meer ohne Inseln. Es wird bestimmt eine neue Lebensform entstehen, die das Wasser zum versiegen bringt. Die Selbstauslöschung ist vielleicht der erste Gedanke des Lebens.

Dort wo ich heute bin, bläst ein starker Wind. Ich stehe hinter dem Fenster und frage mich, ob es uns braucht.

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Titel: GFT 120910 Gedanken für den Tag / David Schalko
Länge: 03:47 min

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