Gedanken für den Tag

Von Hubert Gaisbauer. "Schon erhebt sich die Morgenröte ..." - Gedanken über den Beginn des II. Vatikanischen Konzils vor 50 Jahren. Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer

Die Eröffnungsrede

11. Oktober 1962. Bereits am frühen Morgen strömen die Massen der Schaulustigen auf den Petersplatz. Das Regengewölk löst sich auf, und ein schöner Tag kündigt sich an. Inzwischen versammeln sich die Bischöfe aus aller Welt in der vatikanischen Galleria Lapidaria, inmitten der steinernen frühchristlichen Zeugnisse, und ziehen dann in der eindrucksvollsten Prozession der Kirchengeschichte durch das Mittelportal in die Basilika, Hirten und Herde zugleich. Nach dem Eröffnungsgottesdienst mit den zweieinhalbtausend Bischöfen und den eingeladenen Beobachtern anderer christlicher Kirchen verliest Johannes XXIII. mit fester Stimme seine Eröffnungsansprache. Als Erster unter Gleichen trägt er nicht die Tiara, die Papstkrone, sondern die bischöfliche Mitra. Abgesehen von einigen "amtlichen Retuschen" stammt diese Ansprache handschriftlich zur Gänze aus seiner Füllfeder. Die zentrale Botschaft: Es gilt, den kostbaren Schatz der christlichen Botschaft zu bewahren. Durch Ausdrucksformen des modernen Denkens muss aber das Verständnis dieser Lehre vertieft werden. Denn eines ist die Substanz der tradierten Lehre; etwas anderes ist die Formulierung, in der sie zeitgemäß dargelegt wird. Und dafür braucht es, so Johannes, den vielzitierten "Sprung vorwärts".

Der Papst war ja zutiefst überzeugt, dass er mit der Einberufung dieses Konzils einer Eingebung Gottes gehorchen musste. Also ermunterte er die Bischöfe der Welt, ebenfalls, wie er sagte: "auf die Inspiration durch Gottes Geist zu hören, damit die gemeinsame Arbeit den heutigen Erwartungen und Bedürfnissen... und der Hoffnung der ganzen Welt entspreche."

Service

Buch, Hubert Gaisbauer, "Ruhig und froh lebe ich weiter", Wiener Domverlag

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Sendereihe

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Titel: GFT 121011 Gedanken für den Tag / Hubert Gaisbauer
Länge: 03:49 min

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