Vom Leben der Natur

Ein Leben in der Luft. Der Vogelexperte Gerald Pfiffinger über den Mauersegler.
Teil 5: Hungersnot und Hungerstarre.
Gestaltung: Barbara Zeithammer

Wie kaum ein anderer Vogel, ist der Mauersegler an seinen Lebensraum angepasst: er frisst und trinkt nicht nur im Flug, auch die Gefiederpflege findet im Flug statt und - was vielleicht am erstaunlichsten ist: die Tiere schlafen oder ruhen sogar in der Luft. Wer glaubt, diesen Vogel nicht zu kennen, irrt. Vor allem in Großstädten ist die "Schwalbe der Stadt", wie der Flugkünstler auch genannt wird, weit verbreitet. In der Brutzeit von Mai bis August fliegen die Mauersegler in größeren Gruppen rasant durch die heimischen Gassen und sind an ihren "Sri-Sri"-Rufen eindeutig zu erkennen. Balzflüge und Flugspiele, so genannte "Screaming-Partys", sind typisch für die Tiere. Mit den Schwalben werden die Mauersegler oft verwechselt, weil sie ähnlich aussehen.

Die wissenschaftliche Bezeichnung des Mauerseglers - Apus apus ("ohne Fuß") - verweist auf eine weitere Besonderheit der Tiere und auf eine hartnäckige Fehleinschätzung: die Füße der Mauersegler scheinen verkümmert oder zurückgebildet. Mauersegler können nicht auf dem Boden laufen, sie können nicht vom Boden aus starten und auch nicht auf Stromleitungen sitzen, wie man das von Schwalben kennt. Die Beine der Mauersegler sind aber nicht verkümmert, im Gegenteil: die Füße sind ein Zeichen der Anpassung an den Lebensraum Luft. Junge Mauersegler lernen das Fliegen nicht, wie andere Vögel - sie können es. Sie stürzen sich aus dem Nest und leben von da an vorwiegend in der Luft. Die Hälfte seines Lebens verbringt der Mauersegler auf Reisen: Ende Juli, Anfang August haben die Tiere das Brutgebiet verlassen und ziehen Richtung Süden. Sie sind Langstreckenzieher und können über 500 Kilometer an einem Tag zurücklegen. Etwa 10.000 Kilometer entfernt, in Südafrika, überwintern sie und kehren im Mai nach Europa zurück.

Der Lebensraum der Mauersegler ist bedroht: Sanierungen und Renovierungen von Gebäuden in den Städten reduzieren die Nistgelegenheiten. Im Wiener Museumsquartier sollen bis zur Rückkehr der Luftakrobaten im Mai neue Nisthilfen installiert werden.

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