Gedanken für den Tag

18. Jänner 2013, 06:56

Normalerweise bedanke ich mich für das Positive, das Schöne, das Angenehme. Kann ich auch für eine Katastrophe dankbar sein, für eine Krankheit, ein Unglück, ein Leid? Wenn es andere getroffen hat, möglicherweise. Schadenfreude ist ja weit verbreitet. Vielleicht mischt sich in den Dank auch das Bewusstsein, ganz mit Recht eine bessere Behandlung verdient zu haben. Der andere hat es doch darauf angelegt, er ist mit seiner Gesundheit nicht gut umgegangen, er hat mit dem Feuer gespielt. Selber hat man sich so etwas nicht vorzuwerfen. Dankbar stellt man fest, dass zwischen den Braven und den Missratenen doch ein Unterschied gemacht wird. Aber dieser Dank hat keine Kraft. Er ist ein Kind der Selbstzufriedenheit, langweilig und stumpfsinnig.

Wie ist es aber, wenn jemand durch Not und Leid zu gehen hat? Können er oder sie dafür dankbar sein? Im Moment wird das nicht gelingen. Ich habe aber immer wieder erfahren, dass Menschen durch die Erfahrung von Not und Leid einen neuen Zugang zum Leben gefunden haben. Es sind ihnen bisher fremde und wunderbare Welten aufgegangen. Die Bedrohung des Lebens durch eine schwere Krankheit lässt alles in einem anderen Licht wahrnehmen. Kleine und unbedeutende Dinge bekommen eine ungeahnte Bedeutung. Was bisher als Problem den Tag verdunkeln konnte, ist mit einem Mal weit weniger wichtig. Diese Menschen sind aus sich herausgerissen worden. Das Leben für andere bekommt Gewicht.
Die Leichtigkeit des Lebens wird heute sehr gepriesen. Aber leicht ist nur das Oberflächliche, das Seichte. Wer in die Tiefe will, wer auf einen Grund kommen will, der muss bereit sein zur Schwere. Ich muss mich ins Leben hineindrücken lassen.

Service

Buch, Gustav Schörghofer, "danke tausendmal. Wie positives Denken und Dankbarkeit das Leben verändern", Verlag Styria

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