Gedanken für den Tag
von Johanna Schwanberg. "Kunst ist, wenn man trotzdem lacht" - Über das Verhältnis von Humor und Kunst. Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer
26. Jänner 2013, 06:56
Rene Magritte
Eine überdimensionale Pfeife schwebt durch den leeren Bildraum. Darunter steht in Schreibschrift geschrieben: "Ceci n'est pas une pipe", "Das ist keine Pfeife". Der Widerspruch zwischen dem gemalten Motiv und dem darunter geschriebenen Satz erzeugt in der Betrachterin ein Schmunzeln. Warum soll das keine Pfeife sein, wo doch eindeutig eine Pfeife in realistischer Malart zu erkennen ist?
René Magritte, der dieses Motiv mit dem Titel "Verrat der Bilder" in unterschiedlichen Fassungen zwischen 1928 und 1966 malte, ist ein Meister des hintergründigen Humors. Häufig bewirkt bei ihm das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Welten eine subtile Komik. Das kann zum einem die Spannung zwischen bildlicher und sprachlicher Formulierung sein. In "Das Reich der Lichter" hingegen lässt er Tag und Nacht aufeinandertreffen. Oder er verschiebt in anderen Werken die Größenverhältnisse realer Gegenstände so gehörig, dass eine Rose oder ein Apfel kaum mehr in ein Zimmer passen.
Humor entsteht also durch das Nicht-Zusammenpassende, das Paradoxe, das Absurde. Dieser erste Schmunzelreflex wandelt sich bald zu einem Nachdenken. So komisch ist dieser Widerspruch zwischen Bild und Text gar nicht, entdeckt man bei näherer Beschäftigung mit dem Pfeifenbild. Denn tatsächlich ist es keine Pfeife im Sinne eines realen Objektes. Es ist nur das Bild einer Pfeife, also Kunst. Dieses legendäre Gemälde hat unzählige Deutungen hervorgerufen. Der französische Philosoph Michel Foucualt hat ihm sogar einen eigenen Essayband gewidmet.
Magrittes massentaugliches und zugleich intellektuelles Werk macht deutlich, dass Humor in der Kunst fast nie an der Oberfläche haften bleibt. Dies erinnert mich an einen Ausspruch des Schauspielers Peter Ustinov, der einmal treffend meinte: "Humor ist einfach eine komische Art, ernst zu sein."
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Sendereihe
Playlist
Komponist/Komponistin: Alfred Uhl/1909 - 1992
Titel: Drei Tanzstücke für Bläseroktett
* Sostenuto - 1. Satz
* Tempo di Valse musette - 2. Satz
* Giusto - 3. Satz
Solist/Solistin: Österreichisches Bläseroktett
Länge: 02:00 min
Label: Doblinger