Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

1. Raoul Wallenberg in Kunst und Populärkultur
2. Rezension: Die Stimme der ewigen Verlierer?
3. Skylon könnte Europas erstes Weltraumflugzeug werden
4. Die "Aleksandrinke": Arbeitsmigrantinnen als Familienernährerinnen

Redaktion: Franz Tomandl

1. Hält der Held? Raoul Wallenberg in Kunst und Populärkultur (zur "Simon Wiesenthal Lecture" am 7.2.2013 in Wien)

Der Name Raoul Wallenberg ist nach wie vor vielen Menschen ein Begriff. Der Schwede ließ sich im Juli 1944 als Diplomat nach Ungarn schicken und bewahrte gegen Ende des Zweiten Weltkriegs tausende ungarische Juden vor der Ermordung durch die Nationalsozialisten und die ihnen geistesverwandten Pfeilkreuzlern. 1945 wurde er, verhaftet und verschleppt vom Sowjetischen Geheimdienst, selbst zum Opfer. Sein weiteres Schicksal ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt. In vielen Städten wird mit Denkmälern an den "Gerechten unter den Völkern" - diesen Ehrentitel erhielt er von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem - an Raoul Wallenberg erinnert. Tanja Schult befasst sich an der Universität Uppsala in Schweden mit den Wallenberg-Denkmälern im öffentlichen Raum. Gestern hat sie in Wien die "Simon Wiesenthal Lectures" gehalten: Die Themen: In welcher Form erinnert die Nachwelt bis heute an Raoul Wallenberg? Welche Art von Held repräsentiert er? Und braucht die Gesellschaft auch heute noch solche Heldenfiguren? Mit Tanja Schult, Skandinavistin und Kunstihistorikerin, Univ. Uppsala. Autorin: Marlene Nowotny.

2. Rezension: Die Stimme der ewigen Verlierer?

Zwischen dem 15. und dem 19. Jahrhundert spielten diese gesellschaftlichen Klassen der Baueern, Bürger und Edelleute in den Ländern der österreichischen Krone bei Aufständen, Revolten und Revolutionen eine wesentliche Rolle. Denn anders als man sich heute - in Zeiten des arabischen Frühlings - vielleicht vorstellen könnte, war Obrigkeitshörigkeit auch damals nicht gang und gäbe. Die Motive, die zu Protesten und Widerstand innerhalb der Bevölkerung führten, waren freilich regional unterschiedlich. Ein soeben im Böhlau Verlag Wien erschienener Band untersucht frühneuzeitliche Unruhen in der gesamten Habsburgermonarchie. Autorin: Tanja Malle.

Buchtipp: Peter Rauscher und Martin Scheutz (Hrsg.): Die Stimme der ewigen Verlierer? Aufstände, Revolten und Revolutionen in den österreichischen Länder (ca 1450-1815), Böhlau Verlag

3. Die "Aleksandrinke": Arbeitsmigrantinnen als Familienernährerinnen

Menschen sind schon immer weit gewandert, um gute Verdienstmöglichkeiten zu finden. Bisher wurde in der Geschichtswissenschaft die Arbeitsmigration, die über sehr große Entfernungen führte, ausschließlich als männliches Phänomen beschrieben. Historiker haben ignoriert, dass nicht erst heute, sondern auch schon in früheren Jahrhunderten junge Frauen aus bitterarmen Familien oft Tausende Kilometer von ihrer Heimat wegzogen und sich bei wohlhabenden Familien als Hausangestellte verdingten, um die Familien daheim zu ernähren. Ein Beispiel dafür sind die Tausenden slowenischen Frauen, die seit dem 19. Jahrhundert vorwiegend als Dienstbotinnen in ägyptische Städte wie Alexandria gingen. Diese Frauen wurden in der Folge als "Aleksandrinke" bezeichnet. Mit Sylvia Hahn, historische Migrationsforscherin, Universität Salzburg. Autorin: Maria Mayer.

4. Fliegende Pyramiden: Skylon könnte Europas erstes Weltraumflugzeug werden

Großbritannien ist zwar Mitglied der europäischen Weltraumagentur ESA, stellt jedoch keine Astronauten und beteiligt sich nicht an der Internationalen Raumstation (ISS). Doch die Briten sind derzeit dabei umzudenken. Auf dem ESA-Ministerratstreffen Ende vergangenen Jahres hat das Vereinigte Königreich angekündigt, sich an der europäisch-amerikanischen Raumkapsel Orion zu beteiligten. Und auch die Idee von Europas erstem Weltraumflugzeug nimmt derzeit Formen an. Dabei handelt es sich um eine vollautomatische, wiederverwendbare Mischung aus Rakete und Flugzeug, die bereits im nächsten Jahrzehnt abheben könnte. Mit Richard Varvill, der Technische Direktor von Reaction Engines, Alan Bond, der Chef der Firma Reaction Engines. Autor: Guido Meyer.

Service

Buchtipp:

Sylvia Hahn, "Historische Migrationsforschung", Campus Verlag, 2012

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