Gedanken für den Tag

8. Februar 2013, 06:56

Wenn der Lebensweg gelingt...

Daniel ist 23 Jahre alt. Ich treffe ihn im Kaffeehaus. Der junge Mann mit Down-Syndrom kommt vom Tanzkurs und hat seine Tanzpartnerin Cindy gleich mitgebracht. Cindy ist auch Assistenz, die ihn stundenweise beim Alltäglichen hilft. Sie hat über den Verein "Via Nova", der unter anderem diese Assistenzleistungen organisiert, auch eine neue Perspektive erhalten und will jetzt mit ihren 18 Jahren eine sozialpädagogische Ausbildung beginnen. Sie bleibt heute extra länger.

Daniel liebt das Ballett und klassische Tänze. Voller Begeisterung berichtet er über die Figuren aus dem Quickstepp und dem langsamen Walzer von gerade vorher. Wir reden auch über seine Schulzeit, er war in der Volksschule, dann in der Hauptschule und schließlich am Poly. Er erinnert sich besonders positiv an die verschiedenen Sprachen. Die sind auch sein Hobby... Daniels Augen leuchten wenn es um die Schulzeit, um Lehrerinnen, um seine Mitschülerinnen geht. Alle kann er problemlos aufzählen, bei meiner Frage nach seinen Lieblingsfächern scheint kein Ende in Sicht. Ohne Schule wäre er nicht zu seiner Arbeit in einem Lebensmittelgeschäft gekommen, meint er. Er arbeitet dort 5 Tage die Woche in Teilzeit aber mit voller Verantwortung.

Seine Mutter war vor 14 Jahren mit der ganzen Familie von Bayern nach Reutte übersiedelt, um Daniel den vollinklusiven Unterricht zu ermöglichen. Eine schwierige Entscheidung für die ganze Familie. Daniel ist heute gleichberechtigter Teil seiner Umwelt, voll akzeptiert und weit mehr als nur "geduldet".

Ganz im Sinne von Johann Wolfgang von Goethe, wenn er festhält: "Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.''

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