Gedanken für den Tag

Von Julya Rabinowich. "Vaterbild, Trauerweg und Neuanfang" - Der Blick zurück, der Blick nach vorn in Kunst und Leben. Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer

Dieses Verschwinden ins Nichts, diese Urangst des Menschen, hat also Kunstwerke und komplizierte Denksysteme, hat Weltreligionen und esoterische Trostpflaster hervorgebracht. Abgesehen davon auch eine florierende Psychopharmakaindustrie, sowie diverse angstgetriebene Politikansätze. Wer sich seiner selbst nicht sicher ist, der fürchtet sein Verschwinden bei der kleinsten Veränderung. Identität ist etwas Brüchiges, als Mensch, als ein räumlich und zeitlich begrenztes Wesen, muss man damit rechnen, sein Ego, seine Interpretation der Wahrheit immer wieder auf die Probe zu stellen, oder immer wieder auf die Probe stellen zu lassen. Ich kann wenig Trost bieten für dieses Danach, wie wohl alle anderen hoffe auch ich darauf, wie viele kann ich es mir nicht vorstellen. Das Aufhören der Zeit übersteigt jede Vorstellungskraft, und das Unterbewusste kann kein Bild zum Begriff "nichts" erzeugen. "Nichts" ist das absolute Gegenteil von "Leben". Aber was ich anbieten kann, was ich für wichtig halte: die Auseinandersetzung mit diesem Leben. Das Sichausliefern an das, was es bietet. An Inspiration, Leidenschaft, Risiko, Verlust, Schmerz und Ekstase. Man kann es selbstverständlich vermeiden, aber am Ende des Weges wird man trotzdem gestorben sein, ohne alle diese Erfahrungen gemacht zu haben. In gewisser Weise sehe ich den Sinn unseres Daseins - vielleicht nur eine Krücke meines zweifelnden Verstandes - im Erleben, im Zulassen der Dinge, die uns begegnen mögen. Im Sammeln von Erfahrungen und in der Weiterentwicklung seines Selbst. In gewisser Weise ist künstlerische Arbeit ein Produkt dieser Entwicklung, und diese Entwicklung vice versa ein Produkt der künstlerischen Arbeit. Man kann es auch zusammenfassen in ein "alle Wege führen zum Kunsterleben". Das tun sie. Wenn man sie lässt. Versprochen.

Service

Ausstellung, "meeting jedermann: rabinovich revisited", 28.2. - 26.5.2013, Jüdisches Museum Wien, 1010 Wien, Dorotheergasse 11

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Johann Sebastian Bach/1685 - 1750
Bearbeiter/Bearbeiterin: Alexander Siloti /Transkription/1863 - 1945
Album: BACH: KLAVIERTRANSKRIPTIONEN VOL.5 - RUSSISCHE BEARBEITUNGEN
Titel: Siciliano aus der Sonate für Flöte und Klavier in Es-Dur BWV 1031 / Transkription für Klavier solo
Solist/Solistin: Hamish Milne /Klavier
Länge: 02:00 min
Label: Hyperion CDA67506

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