Gedanken für den Tag

von Ursula Baatz, Religionswissenschaftlerin. "Holi" - Ein Fest der Farben und Befreiung. Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer

Holi, das Fest der Farben, ist ein indisches Frühlingsfest, bei dem man nicht nur das Neue Jahr feiert, sondern auch, dass das Gute über das Böse siegt. Als Symbol dafür werden am ersten Abend von Holi - vor allem in den Dörfern - nach Sonnenuntergang unter Geschrei und dem Lärm von Knallkörpern große Feuer entzündet und eine Strohpuppe verbrannt. Dies erinnert an die Geschichte von der bösen Holika.

Der Dämonenkönig Hiraniyakashipu hatte zwei Kinder, den frommen Prahlada und die böse Holika. Die Götter hatten dem König der Dämonen wegen seiner strengen Askese große magische Kräfte verliehen, doch nun wollte er Gott Vishnu, dem obersten Herrscher, die Weltherrschaft entreißen. Doch Prahlada, der Sohn des Dämonenkönigs, verehrte Vishnu von ganzem Herzen. Das erboste seinen Vater so, dass er beschloss, den Sohn zu töten. Er ließ Elefanten und giftige Schlangen auf ihn los, doch das schlug fehl. Schließlich erinnerte der Vater sich, dass Holika, seine Tochter und ihm an Bosheit ähnlich, durch eine Gabe der Götter vom Feuer nicht verletzt werden konnte. Er befahl Holika, ihren Bruder Prahlada auf den Schoß zu nehmen und sich auf einen brennenden Scheiterhaufen zu setzen. Doch Prahlada betete inständig zu Vishnu, der ihn rettete und dem Feuer die Macht gab, Holika zu verbrennen.

Es gibt durchaus nettere Familien. Jedenfalls wird der gerettete Prahlada sofort der nächsten Prüfung ausgesetzt: Sein Vater will ihn erschlagen, doch da erscheint aus einer Säule des Palastes Gott Vishnu selbst, und tötet den Dämonenkönig. Die Verehrer Vishnus erwarten, dass Gott sich in Krisen immer wieder verkörpert und die Welt rettet. In der Bhagavadgita heißt es:

"Denn immer, wenn die Frömmigkeit hinschwinden will,
Ruchlosigkeit ihr Haupt erhebt, dann schaffe ich mich selber neu.
Zum Schutz der guten Menschen hier und zu der Bösen Untergang."

Diese Hoffnung, dass am Ende die Guten leben und die Bösen untergehen, ist zutiefst menschlich. Deswegen gibt es in allen Kulturen und Religionen Feste, die diese Hoffnung neu beleben und Mut machen - wie zum Beispiel das indische Holi-Fest.

Service

Buch, Martin Kämpchen (Hg.), "Die schönsten Gebete des Hinduismus", Verlag Herder
Buch, Martin Kämpchen (Hg.), "Krishnas Flöte", Herder Texte zum Nachdenken
Buch, Peter Schreiner, "Bhagavad-Gita. Wege und Weisungen", Verlag Benziger

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Ravi Shankar
Album: Menuhin Meets Shankar
Titel: Prabhati < auf der Grundlage der Raga Gunkali >
Solist/Solistin: Sir Yehudi Menuhin /Violine
Solist/Solistin: Alla Rakha /Tabla
Länge: 02:00 min
Label: EMI CDC 7490702

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