Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

Palliative Geriatrie - Menschlichere Betreuung im hohen Alter

Am vergangenen Wochenende fand in Gmunden der 4. Interdisziplinäre Kongress der Österreichischen Palliativgesellschaft statt.
Dabei wurden die Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte diskutiert.
2050 werden in Österreich über eine Million Menschen leben, die älter als 80 Jahre sind. Somit wird die Zahl der geriatrisch Pflegebedürftigen kontinuierlich ansteigen - und damit auch die Zahl jener, die in Einrichtungen wie Pflegeheimen leben müssen.
Anders als die Palliativmedizin, die sich mit Krebspatienten beschäftigt, hat die Palliative Geriatrie mit Menschen zu tun, die ihre Bedürfnisse häufig aufgrund einer Demenz oder anderer neurologischer Leiden nicht ausreichend artikulieren können.
Gerade chronische Erkrankungen wie Demenz, Herzinsuffizienz, Diabetes oder langanhaltende Schmerzen erfordern zusammen mit der oft ungünstigen psychosozialen Situation eine ganzheitliche Betreuung, die derzeit in vielen Institutionen nicht angeboten wird. Dazu kommen ethische Entscheidungen, die besonders in der letzten Lebensphase zu treffen sind, wie der Abbruch oder das Unterlassen von Therapien, wenn diese möglicherweise in erster Linie ein Leiden verlängern.
Hier sieht die Palliative Geriatrie ihre Aufgabe darin, hochbetagten Menschen ein möglichst beschwerdefreies und vor allem schmerzloses Leben zu ermöglichen. Neben dem Lindern körperlicher Symptome soll das soziale und seelische Wohlergehen gefördert und dem alten Menschen so ein Leben in Würde ermöglicht werden.
Die Palliative Geriatrie bewältigt ihre Aufgaben in einem interdisziplinären Team, dem neben Ärzten und Pflegepersonen, Sozialarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen anderer Berufsgruppen auch ehrenamtliche Sterbebegleiter angehören. In das ganzheitliche Konzept sind neben den Betroffenen auch Angehörige bzw. Betreuende mit einbezogen.
Diesmal diskutiert Univ.-Prof.in Dr.in Karin Gutiérrez-Lobos mit ihren Gästen, warum Palliative Geriatrie immer mehr an Bedeutung gewinnen wird und wie wir eines Tages davon hoffentlich profitieren können.

Eine Sendung von Dr.in Michaela Steiner.
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

Service

Prim.a Dr.in Brigitte Hermann (FÄ für Innere Medizin und Geriatrie, Ärztin für Allgemeinmedizin, Leiterin der Abteilung für Medizinische Geriatrie in der Albert Schweitzer Klinik)
Dr. Harald Retschitzegger, MSc (Arzt für Allgemeinmedizin mit Zusatzfach Geriatrie, Palliativmediziner, Ärztlicher Leiter der Caritas der Erzdiözese Wien, Vizepräsident der Österreichischen Palliativgesellschaft (OPG))
Österreichische Palliativgesellschaft (OPG)

Palliativstation, Medizinische Universität Wien - AKH
Hospiz Österreich - Dachverband von Palliativ- und Hospiz-Einrichtungen
Internationale Gesellschaft für Sterbebegleitung und Lebensbeistand (IGSL)
Caritas Österreich
Österreichisches Rotes Kreuz
Österreichische Diakonie
Palliative Care und Organisationsethik/IFF Wien - Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
Kinder Hospiz Netz

Marina Kojer, Martina Schmidl, "Demenz und Palliative Geriatrie in der Praxis: Heilsame Betreuung unheilbar demenzkranker Menschen", Springer Verlag 2011

Hospiz Österreich (Hrsg.), "Hospizkultur und Palliative Care im Pflegeheim - mehr als nur ein schöner Abschied", Hospiz Verlag 2012

John Davy, Susan Ellis, Markus Feuz, Heide Börger, "Palliativ pflegen: Sterbende verstehen, beraten und begleiten", Huber Verlag 2010

"Palliativmedizin" - Broschüre der Deutschen Krebshilfe
"Begleiten bis zuletzt" - Ratgeber für Angehörige von schwerkranken Menschen
Hospiz- und Palliativführer Österreich
"Die letzte Phase des Lebens begleiten - Palliative Care" - Radiodoktor-Infomappe vom 16.5.2011
Glaube, Religion und Spiritualität im Krankheitsfall - Teil 1: Der christliche Zugang
Glaube, Religion und Spiritualität im Krankheitsfall - Teil 2: Islam und Judentum
Glaube, Religion und Spiritualität im Krankheitsfall - Teil 3: Buddhismus, Humanismus und Atheismus

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