Radiogeschichten

"Weißer Fingerhut". Von Fanny Morweiser. Es liest Michou Friesz. Gestaltung: Edith Vukan

Ein geheimnisvoller Mörder - aus der Anstalt, in der man ihn festgehalten hatte, entsprungen - versetzt einen ganzen Landstrich in Angst und Schrecken. Niemand hatte ihn gesehen, aber ein Mädchen und ein Kind waren getötet worden. Trotz des schönen Sommers verbarrikadierten sich die Einwohner daheim. Doch an einem dieser heißen Augusttage hörte die pensionierte, allein lebende Lehrerin ein Geräusch in ihrem Garten. Sie schaute nach und sah eine große, dunkle Gestalt sich entfernen. Auf der Kellertreppe fand sie einen Stängel weißer Fingerhut. Schön, aber giftig! Ein Zeichen?

Fanny Morweiser, geboren 1940 in Ludwigshafen, wollte ursprünglich nicht Schriftstellerin werden. Sie besuchte die Freie Kunstakademie Mannheim mit den Fächern Zeichnen, Malen und Bildhauerei und wollte Bücher illustrieren. Dem Diogenes Verlag bot sie Zeichnungen und eine dazu verfasste Geschichte an. Die Illustrationen wurden abgelehnt, der Text zu einem Roman ausgeweitet und ein Erfolg: "Lalu lalula, arme kleine Ophelia. Eine unheimliche Liebesgeschichte" (1971). Es folgten weitere Romane und Kurzgeschichten. Fanny Morweiser gilt als "Meisterin des feinen Horrors" und wird immer wieder mit Patricia Highsmith und Roald Dahl verglichen.

Service

Fanny Morweiser, "Weißer Fingerhut" aus "Das Sommerlesebuch. Geschichten für lange Sommerabende", hrsg. von Patrick Niemeyer, Heyne Verlag 2000

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