Radiokolleg - Wenn die Grenzen überschritten sind
Scham und Beschämung (1). Gestaltung: Margarethe Engelhardt-Krajanek
23. September 2013, 09:05
Schamgefühle zuzugeben fällt niemandem leicht. Genauso schwer ist es, anderen mit diesem Gefühl gegenüber zu treten. Wer sich schämt, versteckt sich. Doch was steckt hinter diesem Gefühl? Was möchte man verbergen, was behüten? Soziale, religiöse, weltanschauliche und rechtliche Normen geben Menschen vor, wie sie sich vor Übergriffen andere schützen können. Scham sichert so die Grenzen des selbst. Werden diese überschritten, kommt es zur Beschämung. Die Scham vor der Nacktheit ist jedoch ein Phänomen, das in allen Kulturen weltweit zu beobachten ist. Um sich vor dem unverschämten Blick eines anderen zu schützen sind die Rituale wiederum unterschiedlich. Mit Scham besetzt werden Krankheiten und Normabweichungen.
Aus psychologischer Sicht schämt sich, wer sich unzulänglich fühlt. In der Auseinandersetzung mit diesem Gefühl lernen wir unser Selbst kennen und die Intimitätsgrenzen schützen. Selten tritt Scham isoliert auf. Schuld, Angst und Minderwertigkeitsgefühle sind häufige Begleiter. Die US - Amerikanische Psychotherapeutin und Schamforscherin Brené Brown sieht in der Empathie den Gegenspieler zur Scham, der Beschämung verstehen und überwinden lässt.
Service
Brené Brown: Die Gaben der Unvollkommenheit.", Auflage 2012
Micha Hilgers, "Scham. Gesicher eines Affekts." Verlag Vandenhoeck & Ruprecht 2012
Jean Paul Sartre, "Das Sein und das Nichts" Rowohlt Verlag 1980
Stefan Selke, "Schamland. Die Armut mitten unter uns." Econ Verlag 2013
Léon Wurmser, "Die Maske der Scham. Die Psychoanalyse von Schamaffekten und Schamkonflikten." Springer Verlag 1998
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