Tschechen setzen auf Atomkraftausbau
Die Katastrophe von Fukushima ist offenbar schon zu lange her: Atomkraft wird wieder attraktiver - das zeigt ein Blick über Österreichs Grenzen: Tschechien will bis 2040 den Anteil an Atomstrom verdoppeln, die beiden Atomkraftwerke Temelin und Dukovany sollen ausgebaut und ein weiters neu gebaut werden.
27. April 2017, 15:40
Mittagsjournal, 9.11.2012
Atomkraft statt Kohle
Die Pläne sind nicht neu, aber dass sie Premier Petr Necas am Tag nach seiner überstandenen Vertrauensabstimmung präsentiert, zeigt den Stellenwert dieses Projekts. Necas lässt keinen Zweifel daran - das Energiekonzept für Tschechien setzt voll und ganz auf Atomenergie. Derzeit stammen 30 Prozent des Stroms in Tschechien aus Atomkraftwerken. Dieser Anteil soll sich bis 2040 fast verdoppeln, so Necas: "Wir gehen davon aus, dass mindestens 50 Prozent unseres Energieverbrauchs künftig von Atomstrom abgedeckt sein werden. Gleichzeitig rechnen wir mit der Senkung des Anteils von Kohle an der Energiegewinnung. "
Premier Necas hat immer wieder klar gemacht, dass aus seiner Sicht für Tschechien kein Weg an der Atomenergie vorbeiführe. Atomstrom sei die einzige Möglichkeit für Tschechien, langfristig leistbare Strompreise sicherzustellen, und dabei die Auswirkungen auf die Umwelt gering zu halten, so das Argument der Atombefürworter. Von zentraler Bedeutung sei es außerdem, die Abhängigkeit Tschechiens von Energie aus dem Ausland möglichst gering zu halten. "Die strategische Priorität ist ein ausgewogener Energiemix. Wir verlangen aber, das 80 Prozent der Energie aus heimischen Quellen stammen."
Konkrete Ausbaupläne
Premier Necas hat gestern auch die Pläne für den Ausbau der beiden tschechischen AKW Temelin und Dukovany bestätigt: "Wir rechnen mit dem Ausbau Temelins um zwei weitere Reaktorblöcke, die Laufzeit der Reaktoren von Dukovany wird verlängert und ein fünfter Reaktor in Dukovany neu gebaut." Der Ausbau von Temelin soll 2016 beginnen und bis 2025 fertiggestellt werden. Mit bis zu umgerechnet 12 Mrd. Euro wird der Ausbau von Temelin veranschlagt. Die Ausschreibungen laufen bereits. Aber auch der Bau eines neuen AKW wird ins Auge gefasst. Die Standortfrage wird derzeit geprüft.
Kaum Widerstand
In der tschechischen Bevölkerung scheinen die Atomenergiepläne der Regierung auf Zustimmung zu stoßen. Einer jüngsten Umfrage nach sind 49 Prozent, also fast die Hälfte der Tschechen, für den Ausbau von Temelin, nur etwas mehr als ein Drittel ist dagegen.