Gegen den Trend

Tschechien setzt auf Atomausbau

Während Westeuropa teilweise aus der Atomenergie aussteigt, überlegt Tschechien den Ausbau. Neben den beiden Atomkraftwerken Temelin und Dukovany, wo insgesamt drei Reaktoren in Betrieb sind, sollen in den nächsten 40 Jahren weitere 10 bis 15 Atomreaktoren dazukommen.

Mittagsjournal, 15.09.2011

Aus Prag,

"Atomstrom sauber"

Die Regierung in Prag geht davon aus dass der Strombedarf in den nächsten Jahren deutlich steigen wird. Insgeheim denken die Tschechen dabei auch an die geplanten Abschaltungen alter Reaktoren, wie das etwa in Deutschland angekündigt worden ist. Nach Analysen der tschechischen Regierung wird dann die Nachfrage nach Strom in ganz Europa steigen, wie der Sprecher des tschechischen Industrieministeriums, Pavel Vlcek sagt:

Atomstrom gilt in Tschechien als sauber. Im Hinblick auf die Vereinbarungen innerhalb der EU, die CO2-Emissionen massiv zu senken, gibt es für Tschechien kaum eine Alternative zur Kernenergie. Mit Atomstrom ist der CO2 Ausstoß praktisch null.

Bis zu 15 neue Reaktoren

Und erneuerbare Energien wie Wasserkraft, Solar- oder Windenergie haben für Tschechien keine Priorität wie der Industrieministeriumssprecher Vlcek erläutert:

Um umweltschonend den steigenden Strombedarf zu decken, ist nach den Überlegungen der tschechischen Regierung in den nächsten 40 Jahren der Bau von 10 bis 15 neuer Atomreaktoren notwendig. Ziel der Regierung ist, den Anteil des tschechischen Stroms, der aus der Kernspaltung gewonnen wird auf bis zu 90 Prozent zu steigern. Derzeit beträgt der Anteil 30 Prozent.

Greenpeace warnt

Für die Umweltschutzorganisation Greenpeace sind die Ausbaupläne der Regierung absurd, wie der Sprecher von Greenpeace in Tschechien, Jan Komarek meint: Sollte Tschechien seine Ausbaupläne realisieren, wäre das Land eine atomare Großmacht, noch mächtiger als derzeit Frankreich.