Salzburger Nachtstudio

Gehirn: Das Organ der Sprache
Gestaltung: Michael Reitz

"Die Entstehung von sprachlicher Verständigung im Gehirn" ist in jüngster Zeit Gegenstand umfangreicher interdisziplinärer wie speziell neurophysiologischer Forschungen. Erkundet werden dabei die neuronalen Gemeinsamkeiten unterschiedlicher Sprachgemeinschaften, sowie die Gründe für Schwierigkeiten des Verstehens sprachlicher Äußerungen.

Welche Unterschiede gibt es in Bezug auf die Hirnaktivitäten bei Sprecher/innen unterschiedlicher Sprachen; existiert ein universelles, neuronal lokalisierbares Sprachsystem im Hirn, dessen "Software" Isländisch, Japanisch oder Deutsch enthält? Wie entsteht überhaupt Sprache im Gehirn?

Wilhelm von Humboldt ging in seiner Sprachtheorie davon aus, dass jeder Sprache eine eigene Weltsicht zugrunde liege und Ausdruck der Individualität einer Sprachengemeinschaft sei. Sprechen und Verstehen, so Humboldt, entwickeln sich im Dialog.

Was als Projekt der philosophischen Anthropologie begann und die Linguistik - z. B. in Noam Chomskys generativer Grammatik - beeinflusste, wird nun um die hirnphysiologische Fragestellung erweitert und mittels der naturwissenschaftlichen Forschungsweise verstärkt. So zeigen erste Ergebnisse unter anderem: menschliche Gehirne bewältigen trotz großer neuronaler Gemeinsamkeiten höchst unterschiedliche sprachliche Anforderungen - ein Grund dafür, dass es von Sprachgemeinschaft zu Sprachgemeinschaft gravierende Unterschiede in dem Erlernen und Beherrschen von Fremdsprachen gibt. Sprache ist die spezifischste und gleichzeitig komplizierteste menschliche Eigenschaft - nun lernt man zu begreifen, wie sie entsteht.

Service

Literatur:
Noam Chomsky: Sprache und Geist. Suhrkamp, 1969. Übersetzer: Siegfried Kanngießer/Gerd Lingrün/Ulrike Schwarz

Sendereihe

Gestaltung

  • Michael Reitz