Zwischenruf

von Bischof Michael Bünker (Wien)

Glaub' ans Glück!

Noch werden so manche die Melodie im Ohr haben. Die "Fledermaus" gehört ja zum Silvester wie Donauwalzer und Radetzkymarsch zum Neujahrskonzert. "Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist." Damit ist einmal alles gesagt, ein Schlussstrich gezogen unter das vergangene Jahr. Schwamm drüber. Jetzt hatten die Glücksbringer Hochsaison, die Rauchfanglehrer, Fliegenpilze, Marienkäfer und natürlich als absolute Glücksspitzenreiter die Schweinchen. Ein glückliches Neues Jahr!

Als wollten die Kirchen in diese allgemeine Glückssymphonie einstimmen haben sie für das Jahr 2014 als Leitwort aus der Bibel den folgenden Satz ausgewählt: "Gott nahe zu sein ist mein Glück". Seit vielen Jahren werden solche Leitworte, Jahreslosungen, in ökumenischer Gemeinschaft ausgesucht. Gott nahe zu sein ist mein Glück - ein Satz aus dem 73. Psalm der Hebräischen Bibel, des Alten Testaments der Kirchen im Deutsch der katholischen Einheitsübersetzung (Ps. 73,28 EÜ). Im hebräischen steht das Wort "tow", was auch "gut" oder "schön" bedeuten kann. Im jüdischen Wunsch Maazel-tow begegnet es wieder, viel Glück, so wünscht man es sich bei einer Hochzeit oder anderen frohen Anlässen. Und wenn man in Wien ein "Masel", ein Glück, hat, dann kommt es von diesem Wunsch.

Seit einigen Jahren wird das Glück wissenschaftlich erforscht. Die Neurowissenschaft hat herausgefunden, dass es Glückshormone gibt, Endorphine, Oxytocin, Dopamin, Serotonin. Stoffe, die das Gehirn freisetzt, etwa bei einem guten Essen, beim Sport, bei der Liebe. Auch die Ökonomie interessiert sich fürs Glück. Der britische Sozialpsychologe Adrian White hat vor einigen Jahren eine "Weltkarte des Glücks" herausgegeben. Ausgehend von den Faktoren Gesundheit, Wohlstand und Bildung reiht er die Länder der Erde. Österreich belegt nach Dänemark und der Schweiz den dritten Platz. Aber Vorsicht: Auch für Österreich gilt das Wohlstandsparadox. Trotz Zunahme des Wohlstands sind die Menschen in den reichen Ländern nicht glücklicher geworden. Vielleicht kann man auch fragen: Warum geht es denn uns nicht gut, wo es uns doch so gut geht?

In diesen empirisch fundierten wissenschaftlichen Forschungsergebnissen liegt die Versuchung, das Glück beherrschbar zu machen. Wenn jeder seines Glückes Schmied ist, ist auch jeder am eigenen Unglück selbst schuld. Aber wer dem Glück durch eigene Anstrengung dauernd hinterher jagt, wird es garantiert vertreiben. Glück ist ein Widerfahrnis, niemand macht sich selbst glücklich.

Gott nahe zu sein ist mein Glück. Mein Glück, nicht einfach ein Glück oder das Glück. Glück ist etwas sehr Subjektives. Jeder und jede hat anderes, was glücklich macht. Den Beter des Psalms macht die Nähe Gottes glücklich. Dabei bleibt in eigenartiger Schwebe, wie diese Nähe zustande kommt. Für die griechische Philosophie, vor allem für Aristoteles, war es klar: Der Mensch, der nach Glück strebt, nähert sich Gott von sich aus und wenn der Moment des Glücks eintritt, dann hat sich der Sterbliche den Unsterblichen angeglichen. Allerdings nur für den Augenblick, nur für den Moment. Glück ist kein Dauerzustand, denn es ist mehr, viel mehr als bloße Zufriedenheit. Das Glück - so das Wienerlied - ist halt ein Vogerl.

Für den christlichen Glauben ist es umgekehrt: Gott kommt dem Menschen nahe und macht - wie es Martin Luther einmal formuliert hat - aus unglücklichen und hochmütigen Göttern glückliche Menschen. Am nächsten kommt Gott dem Menschen im Menschen, in Jesus Christus. So ist nicht die Vergöttlichung des Menschen das Ziel, sondern seine Vermenschlichung.

Das Glück der Gottesnähe ist: uneingeschränkt Ja sagen können, zu sich selbst, zu den Mitmenschen, so wie Gott Ja sagt zu allem Geschaffenen. Dieses Glück verschließt nicht die Augen vor Elend und Leid, vor Ungerechtigkeit und Gewalt. Die Nähe Gottes in Jesus Christus ist nicht die Nähe eines kleinen privaten Glücksgottes, der Wellness und Dauerwohlbefinden garantiert. Glück ist immer auch das Glück der Anderen. Der Notleidenden, der Flüchtenden, der Opfer von Gewalt und Krieg. Wem Gott nahe ist, wer Gott nahe ist findet sich nicht ab mit der Welt, wie sie ist. Zum Glück ist das so!

Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Johann Strauß
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Carl Haffner
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Richard Genée
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Otto Schenk
Gesamttitel: DIE FLEDERMAUS / Operette in 3 Akten / Gesamtaufnahme / 1.Akt; 2.Akt 1.Teil
Titel: 12. Trinke Liebchen, trinke schnell / Alfred, Rosalinde, Frank, Finale 1.Akt (00:10:38)
Leitung: Carlos Kleiber
Orchester: Bayerisches Staatsorchester München
Solist/Solistin: Hermann Prey /Gabriel von Eisenstein, Bariton
Solist/Solistin: Julia Varady /Rosalinde, Sopran
Solist/Solistin: Benno Kusche /Frank, Baß
Solist/Solistin: Ivan Rebroff /Prinz Orlofsky, Sopran !
Solist/Solistin: Rene Kollo /Alfred, Tenor
Solist/Solistin: Bernd Weikl /Dr.Falke, Bariton
Solist/Solistin: Ferry Gruber /Dr.Blind, Tenor
Solist/Solistin: Lucia Popp /Adele, Sopran
Solist/Solistin: Evi List /Ida, Sopran
Solist/Solistin: Franz Muxeneder /Frosch, Sprecher
Solist/Solistin: Nikolai Lugowoi /Ivan, Sprecher
Chor: Bayerischer Staatsopernchor
Choreinstudierung: Wolfgang Baumgart
Länge: 00:20 min
Label: DG 4156462 (2 CD)

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