Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Ptolemäus neu gelesen
Ein wissenschaftlicher Irrtum und sein kulturelles Erbe
Gestaltung: Sabrina Adlbrecht

Das geozentrische Weltbild, das die Erde als Scheibe und als Mittelpunkt des Planetensystems betrachtete, prägte über eineinhalb Jahrtausende die Vorstellungen vom Kosmos. Grundlage dieser Weltsicht waren die astronomischen und astrologischen Werke des Universalgelehrten Claudius Ptolemäus aus dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert. Ursprünglich auf Griechisch verfasst, fanden diese in lateinischen und arabischen Übersetzungen Eingang in die mittelalterliche Wissenschaft. Die Wege dieser Überlieferung sind aber bisher wenig erforscht: So gibt es noch keine moderne Ausgabe dieser Übersetzungen, die systematisch darüber Aufschluss geben könnten, wie Ptolemäus in der islamischen und europäischen Kultur im Mittelalter und weit darüber hinaus rezipiert wurde. Denn selbst nachdem Kepler die Überlegenheit des kopernikanischen heliozentrischen Weltbildes über das geozentrische Weltbild nachgewiesen hatte, wurden die Hauptwerke des antiken Gelehrten zur Sternenkunde, der "Almagest" und "Tetrabiblos", weiterhin gedruckt, gelehrt und kommentiert. Die ptolemäische Tradition zu erschließen, hat sich ein neues Forschungsprojekt der Bayerischen Akademie der Wissenschaften vorgenommen - mit dem Ziel, die eng miteinander verzahnte mittelalterliche und frühneuzeitliche Astronomie und Astrologie besser zu verstehen, gemeinsame Grundlagen der arabisch-islamischen und lateinisch-christlichen Kulturen stärker herauszuarbeiten und neue Erkenntnisse zu den Voraussetzungen und Errungenschaften der kopernikanischen Revolution im 16. Jahrhundert zu gewinnen.

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