Radiogeschichten

"Gewinner. Verlierer". Von Annette Mingels. Es liest Michou Friesz. Gestaltung. Roland Knie

Man kann selbstverständlich wissen, dass sie, Isadora, mit Nachnamen Duncan hieß udn eine weltberühmte Tänzerin war, mit zwei auf furchtbare Weise verlorenen Kindern und dem fatalen Hang zu allzu jungen Männern und allzu langen Schals - aber man muss es nicht wissen. Es ist auch nicht so wichtig, dass er, Sergej, mit dem sie etliche Hotelzimmer in Europa teilt, in der Tat ihr letzter Ehemann war - wichtig ist, dass die deutsche, in der Schweiz lebende Autorin Annette Mingels keine "Liebesgeschichten", sondern "Geschichten von der Liebe" schreibt, keine womöglich trivialen, rätsellosen Begebenheiten zwischen Personen, die aufeinander oder auf sich selber hereinfallen, sondern eben von den Zuständen, Seligkeiten und Verzweiflungen, dem Zynismus und der Besitzgier, dieses ganzen Instrumentariums, dessen sich die Liebe höchstpersönlich bedient, wenn sie die von ihr Infizierten durch alle nur denkbaren HImmel und Höllen treibt und dabei so tut, als sei das das Selbstverständlichste der Welt. "Wir sind zwei Fremde", sagt er zu ihr, in Paris, und ein paar Minuten später: "Dass Du mich nie verlässt!" Das ist wichtig: Dass einem das ganz und gar nicht verrückt vorkommt, solange nicht, bis man seine Meinung ändert.

Service

Annette Mingels, "Romantiker. Geschichten von der Liebe", Dumont, 2007

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