Gedanken für den Tag

von Annemarie Fenzl, Historikerin und Archivarin. "Was mich täglich hoffen lässt" - Zum 10. Todestag von Kardinal Franz König. Gestaltung: Alexandra Mantler

Das "kleine Mädchen Hoffnung"

Jeder Morgen ist ein neuer Anfang. Das Licht des Tages vertreibt die Schatten der Nacht. Die Stille, die Kühle des Morgens nährt die Hoffnung auf einen guten Tag. Es ist etwas Wundersames um die Hoffnung.

Der im Jahr 1914 im Krieg gefallene französische Dichter Charles Péguy hat im Jahr 1911 in einem wunderbaren Gedicht - einem seiner drei "Mystères" - die zentrale Stellung der christlichen Hoffnung als der zweiten "göttlichen" Tugend entdeckt. Er lässt Gott selbst versuchen, das Geheimnis seiner drei göttlichen Tugenden, Glaube, Liebe und Hoffnung, zu erklären. Und Gott findet, in Péguys Gedicht, Glaube und Liebe nicht verwunderlich, denn glauben und lieben, so meint Gott, das geht von selbst. Die Glaubenstreue ist wie eine verlässliche Gattin, die Liebe ist wie eine Mutter. "Aber die Hoffnung", so schreibt Péguy, "die Hoffnung geht nicht von selbst. Hoffen zu können, das ist das Schwerste." Und Gott beschreibt die Hoffnung als ein kleines Mädchen.

Und dieses "kleine Mädchen Hoffnung" geht zwischen ihren beiden großen Schwestern, dem Glauben und der Liebe und man beachtet nicht einmal, dass sie da ist. Sie trippelt verloren zwischen den Rockschößen ihrer großen Schwestern. Und es sieht so aus, als ob die beiden Großen die Kleine an der Hand voranschleppten. Und dabei ist sie es, die Kleine, die alles mit sich reißt. Denn, so Péguy, "Glaube sieht nur, was ist, sie aber, die Hoffnung, sieht, was sein wird. Und Liebe liebt nur, was ist. Sie aber, die Hoffnung, liebt, was sein wird." Die Hoffnung, die ihren Sitz im Herzen Gottes hat, gleichsam als tragender Grund, nicht nur des christlichen, sondern alles menschlichen Lebens. Die Hoffnung als unverwüstliche, täglich neue Quelle der Kraft.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Wolfgang Amadeus Mozart/1756 - 1791
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Friedrich Wilhelm Weiskern/1710 - 1768
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: J.H.F. Müller
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: J.A. Schachtner
Gesamttitel: BASTIEN UND BASTIENNE, KV 50 (46b) / Singspiel in einem Akt / Gesamtaufnahme
Titel: 1. Intrada (00:01:55)
Leitung: Uwe Christian Harrer
Orchester: Wiener Symphoniker
Ausführender/Ausführende: Solisten der Wiener Sängerknaben :
Solist/Solistin: Dominik Orieschnig /Bastienne, Sopran
Solist/Solistin: Georg Nigl /Bastien, Sopran
Solist/Solistin: David Busch /Colas, Alt
Solist/Solistin: Ernst Würdinger /Cembalo
Länge: 02:00 min
Label: Philips 4201632

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