Radiodoktor - Medizin und Gesundheit
Wird die Pflege in Zukunft noch finanzierbar sein?
12. Mai 2014, 14:05
Derzeit beziehen rund 540.000 Österreicherinnen und Österreicher Pflegegeld, sind also nach offizieller Definition pflegebedürftig. Und etwa die Hälfte der pflegebedürftigen Personen wird ausschließlich von Angehörigen bzw. zugehörigen Personen ohne Zuhilfenahme öffentlicher Einrichtungen betreut.
Viele Familien mit pflegebedürftigen Personen kämpfen mit der pflegebedingten finanziellen Belastung.
In den vergangenen Jahren hat sich ein richtiger "Markt" von Anbietern der 24-Stunden-Betreuung entwickelt. Mittlerweile gibt es auch zahlreiche unseriöse Agenturen, die die häufig aus Ostländern stammenden Betreuerinnen ausbeuten. Der bekannte Undercover-Reporter Günter Wallraff hat in Deutschland betrügerische Machenschaften von Pflegeagenturen aufgedeckt, die mit korrupten Ärzten zusammenarbeiten und mit gefälschten Attesten ungerechtfertigte Pflegegelder einstecken.
Pflegende Angehörige leiden zudem häufig unter starken physischen und psychischen Belastungen. Dennoch glauben viele - vor allem Frauen, die den weitaus größten Teil der pflegenden Angehörigen stellen - mit ihrer Situation selbst fertig werden zu müssen. Professionelle Hilfe wird häufig erst dann gesucht, wenn es wirklich nicht mehr geht. Den Betroffenen öffentlich und politisch mehr Gehör zu verschaffen, hat sich die Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger zum Ziel gesetzt.
Eine Entspannung der Pflegesituation ist in absehbarer Zeit nicht in Sicht. Während die Zahl der pflegebedürftigen Personen stetig ansteigt, nimmt jene der pflegenden Angehörigen ab. Das Pflegegeld wurde seit 2009 nicht valorisiert. Mit 1. Jänner 2014 wurden Pflegekarenz und Pflegeteilzeit eingeführt und für das laufende Jahr ist die Einführung eines Gütesiegels zur Vermeidung von Missständen im Betreuungsbereich geplant - dies kann allerdings nur ein kleiner Teil von zukünftig sicherlich erforderlichen Maßnahmen sein.
Dieses Mal diskutiert Univ.-Prof.in Dr.in Karin Gutiérrez-Lobos mit ihren Gästen darüber, woran die ambulante Pflege derzeit krankt, wie die Pflegesituation verbessert und ihre Zukunft abgesichert werden kann.
Eine Sendung von Dr.in Michaela Steiner.
Redaktion: Dr. Christoph Leprich
Service
Mag. Walter Marschitz (Bundesgeschäftsführer Hilfswerk Österreich, Geschäftsführer der Hilfswerk-Personaldienstleistungs GmbH)
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Mazal (Institut für Arbeits- und Sozialrecht, Rechtswissenschaftliche Fakultät, Universität Wien)
MMag. Martin Staudinger (Fachreferent für Pflege im Kabinett des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz Rudolf Hundstorfer)
Birgit Meinhard-Schiebel (Präsidentin der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger)
Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz
Pflegetelefon: +43/800/20 16 22
E-Mail
Hilfswerk Österreich
Caritas - Betreuen und Pflegen
Fonds Soziales Wien - Adressen der Standorte des Beratungszentrums Pflege und Betreuung
HELP.gv.at - Pflegende Angehörige
Plattform für pflegende Angehörige (BMASK)
Österreichisches Rotes Kreuz - Pflege zu Hause
AK.portal - Pflege
Chronisch krank Österreich - Missstände im Bereich Pflege und Betreuung
Fonds Soziales Wien: Broschüren zum Thema "Pflege und Betreuung"
Land Salzburg: Broschüren
Land Steiermark: Broschüre Pflege(n) zuhause
Vorarlberg: Broschüre zu Betreuung und Pflege
Sabine Keller, "Pflege zu Hause: Rat und Hilfe für den Alltag", Stiftung Warentest, 3. Aufl. 2012
Birgitt Bahlmann (Hrsg.), "Pflege daheim: ... ganzheitlich von Mensch zu Mensch aktiv gestalten", Salumed Verlag 2010
Ingeburg Barden, "Der große Caritas-Ratgeber Hauskrankenpflege: Richtig pflegen Schritt für Schritt", TRIAS Verlag , 11. Aufl. 2010