Radiokolleg - Reich. Korrupt. Unterentwickelt

Subsahara-Afrika zwischen Dauerkrise und Aufbruch (1).
Gestaltung: Margit Hainzl und Emil Wimmer

Subsahara-Afrika boomt - jubeln Wirtschaftsanalyst/innen, denn viele der 49 Länder südlich der Sahara, darunter Ghana, Kamerun, Nigeria oder Sambia, weisen ein reales Wirtschaftswachstum von sechs Prozent auf. Befeuert wird der Trend durch die reichen Rohstoffvorkommen. Riesige Erdöl- und Erdgasreserven befinden sich etwa im Golf von Guinea; sie machen die westafrikanische Küste derzeit zur am schnellsten wachsenden Erdölregion der Welt. Im Innern des Kontinents lagern Gold, Diamanten oder das für die Handyproduktion wichtige Coltan. Die Ausbeutung dieser Ressourcen hat das Leben der meisten Menschen jedoch nicht verbessert.

Subsahara-Afrika bleibt arm - stellen die Vereinten Nationen regelmäßig fest, denn dort liegen 28 der 30 am wenigsten entwickelten Länder der Welt. Es ist sogar die einzige Region auf der Erde, in der die Armut seit 1990 noch zugenommen hat. Mehr als zwei Drittel der Menschen leben von weniger als zwei US-Dollar pro Tag, mehr als ein Fünftel sind unterernährt und die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt lediglich 54 Jahre.

Subsahara-Afrika ist verloren - mahnen Politolog/innen, denn der sogenannte K-Kontinent (K für Kriege, Krisen, Katastrophen, Korruption, Kriminalität, Kapitalflucht, Klimawandel, Krankheit) erfüllt nicht die Voraussetzungen, um an der Globalisierung teilzunehmen, von ihr zu profitieren oder sie aktiv mitzugestalten. Denn vor allem fehlt die erste und wichtigste Voraussetzung für Wohlstand: Ein funktionierender Staat.

Subsahara-Afrika zerfällt - warnen Konfliktforscher/innen, denn in einigen Ländern südlich der Sahara ist der Staat praktisch ganz verschwunden. Im Kongo oder in Liberia etwa herrschen statt Recht und Gesetz Anarchie und Willkür. Und in den meisten anderen schwachen Staaten plündern die herrschenden Eliten die Ressourcen aus. Auf der weltweiten Korruptionsliste von Transparency International rangieren die Länder der Subsahara jedenfalls weit hinten. Und in etwa 20 Ländern der Region entladen sich derzeit die sozialen Spannungen, die ethnischen und religiösen Rivalitäten in blutigen Konflikten.

Service

Juan Pablo Cardenal und Heriberto Araujo: Der große Beutezug. Chinas stille Armee erobert den Westen. Hanser Verlag.

Bartholomäus Grill: Ach, Afrika. Berichte aus dem Inneren eines Kontinents. Goldmann-Verlag.

Reimer Gronemeyer und Matthias Rompel: Verborgenes Afrika. Alltag jenseits von Klischees. Verlag Brandes und Apsel.

Jochen Meissner, Ulrich Mücke, Klaus Weber: Schwarzes Amerika. Eine Geschichte der Sklaverei. C.H. Beck Verlag.

Sendereihe