Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

Herzchirurgie - Überleben dank neuer Technologien

Heute werden etwa hundertmal so viele Herzoperationen durchgeführt wie noch in den 1980er-Jahren. Dies liegt zum einen an der wachsenden Zahl älterer Menschen und der damit zunehmenden Häufigkeit von Herzerkrankungen (koronare Herzkrankheit, Klappenerkrankungen, Herzmuskelschwäche, Herzrhythmusstörungen oder angeborene Herzfehler), die einen chirurgischen Eingriff erfordern. Zum anderen ermöglichen es technologische Fortschritte, immer mehr Menschen herzchirurgisch zu helfen - und ihnen damit oft sogar das Leben zu retten.
Den Löwenanteil an Herzoperationen nehmen nach wie vor Bypassoperationen in Folge einer Verengung oder eines Verschluss von Herzkranzgefäßen ein. Besteht zusätzlich zu einer Gefäßerkrankung eine andere Pathologie am Herzen, können diese neuerdings im Rahmen von so genannten Hybrideingriffen saniert werden. Dabei arbeiten in speziell ausgestatteten Operationssälen Chirurgen und Kardiologen Seite an Seite, um beispielsweise gleichzeitig einen Herzklappenersatz durchzuführen und einen Stent in ein Herzkranzgefäß zu platzieren.
Herzklappenerkrankungen können nicht nur mittels offener Chirurgie - mit Durchtrennung des Brustbeins und Aufschneiden des Herzens - behandelt werden, sondern - wenn nur eine Klappe betroffen ist - auch mit minimal invasiven Verfahren. Dabei bleibt das Brustbein weitgehend intakt, es werden nur wenige Zentimeter lange Schnitte gesetzt und mit speziellen Instrumenten wird dann die Klappe ersetzt oder rekonstruiert. Dank steigender Erfahrung der Herzchirurgen wird diese Methode immer häufiger angewendet.
Die "Königsdisziplin" der Herzchirurgie stellt die Herztransplantation dar, die in Österreich in den herzchirurgischen Zentren in Wien und Innsbruck durchgeführt wird. Nahezu 100 Betroffene mit sehr weit fortgeschrittener Herzmuskelschwäche erhalten in Österreich jährlich ein neues Herz - der Bedarf an Spenderherzen wäre allerdings weitaus größer. Damit rückt der Einsatz von kreislaufunterstützenden Pumpen - landläufig als Kunstherz bezeichnet - zunehmend in den Fokus. Diese sind mittlerweile technologisch derart weitentwickelt, dass sie nicht nur als Überbrückung bis zur Herztransplantation, sondern auch als Dauerlösung Betroffenen zusätzlich zu ihrem Herzen implantiert werden können.
Das Kunstherz kommt auch in der Kinderchirurgie zur Anwendung. Bei Kindern erfordern in der Regel angeborene Herzfehler ein herzchirurgisches Vorgehen. Technologische Entwicklungen ermöglichen mittlerweile zunehmend Operationen bereits im Neugeborenenalter.

Dieses Mal diskutiert Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz mit seinen Gästen über neue Erkenntnisse und Errungenschaften auf dem Gebiet der Herzchirurgie und darüber, welche Techniken bei welchen Erkrankungen zum Einsatz kommen.

Eine Sendung von Dr.in Michaela Steiner.
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

Service

Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Günther Laufer
Leiter der Klinischen Abteilung für Herzchirurgie
Universitätsklinik für Chirurgie
Medizinische Universität/AKH Wien
Währinger Gürtel 18-20
A-1090 Wien
Tel.: +43/1/40 400/69660
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Klinische Abteilung für Herzchirurgie

Univ.-Prof. Dr. Michael Grimm
Direktor der Universitätsklinik für Herzchirurgie
Medizinische Universität Innsbruck
Anichstraße 35
A-6020 Innsbruck
Tel.: +43/512/504/22501
E-Mail
Uniklinik für Herzchirurgie

Österreichischer Verband der Herz- und Lungentransplantierten
Dachverband Organtransplantierte Österreich
Verein "Aktion Kinderherz Österreich"
Österreichische Gesellschaft für Thorax- und Herzchirurgie
Österreichischer Herzverband
Herzkinder Österreich
Österreichische Kardiologische Gesellschaft
Österreichische Gesellschaft für Kardiotechnik
European Association for Cardiothoracic Surgery (EACTS)

Dr. Raphael David Oberhuber, "Leben(dig): Gedeihen trotz widriger Umstände", Wagner Verlag 2014

Hanna Fleps, "Absender? Unbekannt! - Ratgeber und Geschichten von Kindern mit einem Spenderherz", Dustri Verlag 2008

Christof Schmid, "Leitfaden Erwachsenenherzchirurgie", Springer Verlag 2014

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