Radiokolleg - Vegetarisch-vegane Lebensformen
Tierschutz, Weltanschauung oder Lifestyle? (4). Gestaltung: Sabine Nikolay
11. September 2014, 09:05
Lederschuhe, Handtaschen, Pelzmäntel, Fleischspeisen aller Art, Tierversuche für die Kosmetikindustrie, Laborexperimente an Tieren zum Zwecke der Forschung für die Pharmaindustrie und die Medizin. Die industrielle Nutzung von Tieren ist heute allgegenwärtig. Sie bringt hohe Erträge und verursacht lebendigen Wesen, die sich nicht wehren können, große Schmerzen und großes Leid. Es gibt zahlreiche Gründe, im Alltag auf Tierprodukte zu verzichten - und der Widerstand gegen die Objektifizierung von Lebewesen im Dienste der Menschen wächst.
Doch nicht nur aufsehenerregende Aktionen wie jene des "Vereins gegen Tierfabriken" sondern auch ganz private Entscheidungen, wie jene, auf Tierprodukte zu verzichten, verändern die Gesellschaft. Die vegetarische Lebensweise - ein Verzicht auf das Fleisch der Tiere, jedoch die Verwendung von Eiern, Milch und Milchprodukten, Honig, Wolle und Leder - wird nun ergänzt um einen neuen Trend: Die heilversprechende Kunde ist jene vom Veganismus. Ursprünglich eine Lebensphilosophie in der versucht wird, so gut wie möglich auf Tierprodukte zu verzichten, entwickelt sich der Veganismus zu einer gesellschaftlichen Bewegung, die mehrere Ausprägungen hat.
Da wären die Lifestyler, die heute Sushi, morgen T-Bone-Steak und übermorgen vegan essen, die an manchen Tagen Pelz und am nächsten tierfreie Kleidung tragen. Daneben gibt es die Überzeugungstäter: für sie ist die Verhinderung von Tierleid durch bewusstes Konsumverhalten selbstverständlich. Sie beziehen aus ihrer Philosophie Selbstwertgefühl und den gewissen Mehrwert, den man aus "Anständigkeit" bezieht. Und dann gibt jene, die Veganismus wie eine Religion betrachten.
Immer mehr vegane Restaurant, Bäckereien und Supermärkte öffnen ihre Pforten, und die Hitliste der Kochbuch-Bestseller wird von einem veganen Kochbuch angeführt. Doch ist die Ernährung mit Ersatzprodukten, die Fleischgeschmack vorgaukeln wirklich gesund? Und sind Zucker, Kokosmilch und Kokossahne, Mandeln, Trockenfrüchte und Nuss-Muse aus überseeischen Monokulturen wirklich nachhaltiger, als das Bio-Schnitzel aus der Region?
Wir schauen genau hin und informieren über Wirkungen, erwünschte und unerwünschte Nebenwirkungen, Chancen und Risiken des vegetarisch-veganen Lebensstils.
Service
Jonathan Safran Foer: "Tiere essen", KiWi 2010
Isaac Bashevis Singer: "Verloren in Amerika", Wagenbach 1983
Anne-Marie Butzek: "Hilfe, was darf ich noch essen? Der Kampf um die richtige Ernährung", Westend 2014
Melanie Joy: "Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen", compassion media, 2013
Hilal Sezgin: "Artgerecht ist nur die Freiheit", C.H. Beck 2014
Jakobus Langerhorst: "Mischkultur und naturgemäße Bodenpflege", Noi-Verlag 1986
Iris Radisch, Eberhard Rathgeb (Hrsg): "Wir haben es satt. Warum Tiere keine Lebensmittel sind", Residenz 2011
Martin Schlatzer: "Tierproduktion und Klimawandel", LIT-Verlag 2011
Jan Bredack: "Vegan für alle", Piper 2014
Robert Pfaller: "Wofür es sich zu leben lohnt", Fischer Verlag 2012
Robert Pfaller: "Das schmutzige Heilige und die reine Vernunft. Symptome der Gegenwartskultur", Fischer 2012
Tierethik, Zeitschrift zur Mensch-Tier-Beziehung, 3. Jahrgang, 2011/Heft 3
Texte zur Tierethik, Reclam Verlag 2008
ZEIT Wissen Nr. 5, August/September 2014
Vegane Gesellschaft
Österreichische Vegetarier Union
Gärtnerhof Ochsenherz
Biohof ADAMAH
Demeter