Italia mia - natale 2014 live
Gambe di Legno, Leitung: Francesco Baroni; Sonia Tedla, Sopran (Salomino); Raffaele Pè, Altus (Osea); Alberto Allegrezza, Tenor (Labano).
Pietro Paolo Bencini: "Gesù nato", Componimento Pastorale à 3 voci per la Nascita del Nostro Sig. Gesù Christo (Weihnachtsoratorium); (Übertragung aus der Kartause Mauerbach). Präsentation: Bernhard Trebuch
19. Dezember 2014, 19:30
Erstaufführung nach 300 Jahren - Weihnachtsoratorium aus Rom
Bahnhof Roma Termini, Weihnachten: Unter den vielen Stimmen, Geräuschen, dem Lärm hebt sich ein exotischer Klang ab. Die Reisenden werden von den "Pifferari", von Hirten aus der Campagna mit Dudelsack und Schalmeien in vorweihnachtliche Stimmung gebracht. So lässt Federico Fellini die ersten Sequenzen seines Films "Ginger e Fred" beginnen.
Bereits im Barock kamen die Hirten vom Land in die Tiberstadt, um in die Weihnachtszeit einzustimmen und dies freilich mit Recht, waren doch Vertreter ihres Standes die nach der Bibel ersten, die dem neugeborenen Erlöser huldigten.
Es vermag daher kaum verwundern, dass Hirten in den römischen Weihnachtsmusiken, den Kantaten und Oratorien auftreten. So auch in "Gesù nato" von Pietro Paolo Bencini.
Heute längst in Vergessenheit geraten, war Bencini eine der bedeutendsten Figuren im Musikleben der Ewigen Stadt zur Zeit Johann Sebastian Bachs oder Georg Friedrich Händels. Er wirkte als "maestro di cappella" an verschiedenen Kirchen der Metropole, am Ende seines Lebens sogar an der Hauptkirche des Vatikan, am Petersdom. Kantaten, Motetten, Oratorien und eine Vielzahl von weiteren Werken zeugen vom Schaffen dieses Kirchenmusikers. Dass nur ein Bruchteil dieser Werke in unserer Zeit bekannt sind, liegt nicht an ihrer Qualität, sondern vielmehr am Zaudern der Musikindustrie, bekannte Pfade zu verlassen und "terra incognita" zu erkunden.
Die Manuskripte zu "Gesù nato" befinden sich im Archiv der Chiesa alla Fava in Venedig und im Konvent der Frati Cappuccini im nahegelegenen Chiogga und wurden erstmals für "italia mia" in moderne Notenschrift gebracht. Das Werk erklingt heute auch zu ersten Mal nach beinahe 300 Jahren.
Natürlich ist die Musik Bencinis nicht mit der eines Bach zu vergleichen. Leicht, virtuos, manchmal auch opernhaft - also typisch italienisch - wird hier humorvoll die Geburt Christi thematisiert.
Nach einer fröhlichen Ouvertüre treten Labano, Osea und Salomino, drei Hirten auf. Labano berichtet von einem Licht in der Nacht und Stimmen. "Der Friedensfürst" sei erscheinen, verkündeten sie. Auch Salomino berichtet seltsames. Ein Engel sei aus einer weissen Wolke hervorgetreten: Die Hirten sollen nach Bethlehem ziehen und die Ankunft des Erlösers der ganzen Welt verkünden. Was sie dann freilich auch tun und im Chor im Finale Christus die Ehre erweisen.
Pietro Paolo Bencini vertont dieses "Componimento pastorale" mit einer farbigen Orchester. Streicher, Jagdhörner, Trompeten und die für die Schilderungen der hirten unverzichtbaren Oboen verleihen der Musik den weihnachtlichen Glanz.