Radiokolleg - Gutes Essen für alle
Die Bewegung für Ernährungssouveränität (3). Gestaltung: Beate Firlinger
8. Jänner 2015, 09:30
Wie wollen wir uns ernähren? Was können wir überhaupt noch essen? Wer entscheidet, was auf unseren Tellern landet? Immer mehr Konsument/innen fragen sich heute, unter welchen Bedingungen Lebensmittel erzeugt und verteilt werden. Angesichts von Massentierhaltung, Gentechnik, Pestiziden und Umweltskandalen steigt die Skepsis gegenüber der industriellen Landwirtschaft, die transnationale Konzerne und mächtige Handelsketten kontrollieren.
In vielen Ländern schließen sich derzeit Menschen zusammen, um Alternativen zu Supermarkt und Agrarindustrie zu erproben. So sprießen auch in Österreich Lebensmittelkooperativen, Erzeuger-Verbraucher-Netzwerke, Selbsternteplätze, Gemeinschaftsgärten oder solidarische Landwirtschaftsprojekte aus dem Boden. In den Ländern des Südens organisieren sich etwa Kleinproduzent/innen, die dafür kämpfen, ihr eigenes Saatgut wieder verwenden und tauschen zu können.
Was viele der lokalen Initiativen auf der ganzen Welt verbindet, ist eine gemeinsame globale Vision: Sie engagieren sich für Ernähungssouveränität. Dieses politische Konzept orientiert sich an ökologisch und sozial nachhaltigen Formen der Nahrungsmittelproduktion, die von kleinteiligen, bäuerlichen Strukturen getragen werden. Es räumt der Selbst- und Nahversorgung Vorrang gegenüber Exporten und Welthandel ein und beinhaltet vielfältige Aspekte, etwa das Recht auf Nahrung, den Verzicht auf Gentechnik, den Schutz von Kleinbauern vor billigen Importen und gerechte Einkommen in der Landwirtschaft.
"Ernährungssouveränität ist das Recht der Völker auf gesunde und kulturell angepasste Nahrung, nachhaltig und unter Achtung der Umwelt hergestellt. . Sie ist das Recht der Bevölkerung, ihre Ernährung und Landwirtschaft selbst zu bestimmen", heißt es in der Erklärung von Nyéléni, des ersten Weltforums für Ernährungssouveränität, das 2007 in Mali stattfand und symbolisch nach einer malischen Bäuerin benannt ist. Seither formiert sich die Bewegung für Ernährungssouveränität weiter. Auch in Österreich, wo das Nyéléni Austria Forum 2014 rund 250 Aktivist/innen aus allen Bundesländern versammelte, um neue Allianzen für eine unkonventionelle Agrarpolitik von unten zu schmieden.
"Unsere Welt, unsere Würde, unsere Zukunft" lautet das Motto des "Europäischen Jahres der Entwicklung", das 2015 von der EU ausgerufen wurde und die Bekämpfung der weltweiten Armut in den Mittelpunkt rückt. Doch wie sehen politische und wirtschaftliche Lösungen aus, die allen Menschen gutes Essen und Leben ermöglichen? Wo liegen dabei die Herausforderungen im Norden, wo die Perspektiven im Süden? Wie lässt sich das dominante Lebensmittel- und Agrarsystem fairer und selbstbestimmter gestalten? Beate Firlinger erkundet im Radiokolleg das komplexe Feld der Ernährungssouveränität.
Service
Gérard Choplin/Alexandra Strickner/Aurélie Trouvé (Hg.): Ernährungssouveränität. Für eine andere Agrar- und Lebensmittelpolitik in Europa, Mandelbaum Verlag 2011
AgrarAttac (Hg.): Die Zeit ist reif für Ernährungssouveränität!
Broschüre zum Herunterladen
AgrarAttac
Essenswert.at
FoodCoops in Österreich
FIAN Österreich
IG-Milch
Local Futures
Nyéléni Austria
Nyéléni Europe
ÖBV - Via Campesina Austria
Universität für Bodenkultur Wien: Blog Kuba Exkursion 2014