Zeit-Ton

10. Februar 2015, 23:03

Der Mitschnitt eines unveröffentlichter Vortrags von Gerhard Rühm aus dem November 1997, in dem er seine künstlerischen Standpunkte erläutert und währenddessen er auch einige seiner "Lautgedichte" vorträgt, steht im Mittelpunkt dieses Zeit-Tons anlässlich des Geburtstages von Gerhard Rühm. "Früher waren die Leute da manchmal sehr erschreckt" meint er launisch nach einem seiner eher aggressiven Lautgedichte und bewirkt damit natürlich keinen Schrecken mehr, aber stattdessen hörbar zustimmendes Amusement seitens des Publikums.

1930 wird Gerhard Rühm in Wien geboren, ist in den 50er Jahren Mitglied der Wiener Gruppe, übersiedelt dann nach Berlin und verfolgt seit damals einen Weg, den man mit heutigem Vokabular "interdisziplinär" nennen könnte. Immer experimentell forschend bewegt er sich in und zwischen Musik und Literatur, wobei die optischen Aspekte beider Künste ebenso wichtig sind. Visuelle Poesie, gestische und konzeptionelle Zeichnungen, experimentelle Klavierstücke, Lautgedichte, Melodramen, jede Menge Chansons, Tonbandstücke, Texte sind in Gerhard Rühms Werkkatalog zu finden.
"eng" heißt eine "Studie für vier Sprecher" aus 1960, ein kleines, paradigmatisches Stück, das Gerhard Rühm 1976 beim ORF-Festival musikprotokoll im steirischen herbst aufführt. Die Farbe der Vokale als musikalisches Material, die langsam sich verändernde Farbstruktur dieser Vokale als Ergebnis permutativer Prozesse: Kunst genau an der Grenze von Wort-Semantik und Klang-Struktur.

Sendereihe

• Sound Art: Zeit-Ton

Gestaltung

• Christian Scheib