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Das Modell von Érpatak. Wie ein rechtsextremer Bürgermeister Ungarn verändert. Von Keno Verseck. (SWR 2014)
14. Februar 2015, 09:05
Érpatak, ein winziges Dorf im äußersten Nordosten Ungarns, plattes Land, keine Sehenswürdigkeiten, war bis 2005 ziemlich bedeutungslos, bis Mihály Zoltán Orosz zum Bürgermeister gewählt wurde, ein bekennender Rechtsextremer, Ordnungsfanatiker, Antisemit und Romahasser.
Er führte im Dorf das "Modell von Érpatak" ein und etablierte es als verbindliches Wertemodell, dessen Regeln lauten: Ordnung, Arbeits- und Gemeinschaftssinn, nationale Brauchtumspflege. Wer die Regeln einhält, gehört zu den "Erbauern", alle anderen sind "Zerstörer", ihnen droht Ausgrenzung, sogar Vertreibung aus dem Dorf.
Mit dem Modell hat der Bürgermeister seither in Ungarn Geschichte gemacht: Viele Gemeinden setzen es als Instrument zur Disziplinierung vor allem von Roma ein. Auch die Regierung von Viktor Orbán ließ sich davon inspirieren, als sie die gesetzliche Zwangsarbeit für Sozialhilfeempfänger/innen einführte. Das Dorf wurde zu einem Ausgangspunkt für Ungarns autoritär-nationalistische Wende.