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Das traurige Spiel um das kleine Glück. Sieben Szenen aus dem Einflusskreis eines Automaten erzählen von Spielsucht, Spielschulden und Spielsalons. Feature von Franziska Dorau
21. März 2015, 09:05
Er blinkt und tönt, schickt bunte Verheißungen über den Schirm, liefert Reize im Sekundentakt. Seine Bildsprache ist eine, die auch zweijährige Kinder ansprechen würde: Seepferdchen und lachende Delfine wiegen sich, Muscheln klappen freundlich ihre Schalen auf und zu, fette goldene Herzen blinken, Glücksräder drehen sich im Kreis.
Von allen Arten des legalen Glücksspiels hat, laut einer Studie des Hamburger Instituts für Suchtforschung, der Spielautomat das höchste Suchtpotenzial.
Die österreichische Gesetzgebung hat für das Automatenspiel - sofern es nicht in einem großen Casino stattfindet - den Begriff "kleines Glücksspiel" geprägt. Er stammt aus einer Zeit, da "einarmige Banditen" noch vereinzelt in Gasthäusern standen und Schlitze hatten, in die man Schillingmünzen einwerfen konnte. Damit haben jene Hightech-Geräte, die heute in verspiegelten Kabinen die Straßen sozial benachteiligter Bezirke säumen und sich mit 500 Euro Scheinen füttern lassen, rein gar nichts mehr zu tun.
Durch die Besteuerung des "kleinen Glücks" fließen Millionen in die Kassen der österreichischen Bundesländer. Doch stellt sich die Frage, ob die Folgekosten - die Therapiestunden für Süchtige, die soziale Unterstützung für Verschuldete, die finanziellen Schäden durch Beschaffungskriminalität - nicht weitaus höher sind als diese Steuereinnahmen?
In sieben Szenen kommen Protagonist/innen aus dem Umfeld des Automatenglücksspiels zu Wort: Nazife, die nicht mehr weiß, wie sie die Spielschulden ihres Mannes und ihres ältesten Sohnes abarbeiten soll. Daki und Denim, die ihre Spielsucht durch Raubüberfälle, Diebstähle und Erpressungen finanziert haben und jetzt in einer Justizanstalt für straffällige Jugendliche einsitzen. Und Behçet, der alles verloren hat und dessen Freund sich vor einem Grazer Spielsalon, in dem beide Stammgast waren, mit Benzin übergossen und verbrannt hat.
Ton: Martin Leitner
Soundstücke: Stefan Weber
Redaktion: Elisabeth Stratka und Eva Roither
Sendereihe
Gestaltung
- Franziska Dorau