Radiokolleg - Die Polyphonie der Photonen

Die Künstler und das Licht
(6). Gestaltung: Armin Stadler

Seit den paläolithischen Malern von Lascaux, die tierische Fette verbrannten, um im Schein erster Lampen ihre Jagderlebnisse auf Höhlenwänden zu verewigen, sind die Kunst und das Licht in eine unauflösliche Liaison verstrickt. Das Licht war und ist ein zentrales Medium, Werkzeug, Gestaltungsmittel, Thema und Motiv von Maler/innen, Architekt/innen, Fotograf/innen, Filmemacher/innen, Schriftsteller/innen, Musiker/innen, Medien- und Computerkünstler/innen. Die Lichterkette der Artisten reicht von William Turner über Orson Welles und Albert Camus bis zu Òlafur Elíasson, um nur einige bekannte Namen zu nennen.

Wenn man die Zivilisation also einmal heliotrop beschreibt, als des Menschen Weg aus der Finsternis ins Licht, dann fungieren die Künstler/innen in diesem Prozess aber nicht nur als dekorative Fackelträger/innen des kulturellen Fortschritts und einer verfeinerten Lichtästhetik. Sie machen unterbelichtete Kontexte deutlich, sie erhellen Unbewältigtes aus der Vergangenheit und leuchten Zukunftsängste aus, sie fokussieren auf gesellschaftliche Umbrüche und reflektieren das Potenzial und die Risiken neuer Lichttechnologien. Dabei vergessen die Künstler/innen nicht, auch die dunkle Peripherie des Phänomens zu thematisieren, denn was wäre der Zauber des Lichts ohne die Schatten, die es wirft? Ohne die Dunkelheit, die es umgibt? Und wenn es auch nach über zwei Jahrtausenden so aussieht, als habe die moderne Wissenschaft die Photonen, aus denen das Licht besteht, nun endgültig entmystifiziert, so werfen diese Quantenteilchen noch immer brennende Fragen auf, um daraus Gegenwartskunst zu machen.

Im "Internationalen Jahr des Lichts 2015" ergänzt das Radiokolleg seine bereits ausgestrahlte "Naturgeschichte" mit einer "Kulturgeschichte des Lichts", die aus dem Blickwinkel der Künstler/innen erzählt wird.

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