Erfüllte Zeit

23. August 2015, 07:05

1. "Jahr der Orden": Die Orden in Ungarn

Im ehemaligen Ostblock waren viele Orden während des Kommunismus verboten, Ordenshäuser wurden zugesperrt, die Ordensleute mussten in anderen Berufen unterkommen, um zu überleben. Heute, mehr als 25 Jahre nach der Wende, florieren viele Orden, auch wenn sie mit ähnlichen Problemen konfrontiert sind, wie in anderen Ländern. Der Erzabt der ungarischen Benediktinerabtei Pannonhalma, Asztrik Varszegi, hat kürzlich die ungarische katholische Gemeinde in Wien besucht. Judith Fürst hat ihn gefragt, wie es den ungarischen Orden im Jahr der Orden geht.

2. Pionierarbeit: Der jüdisch-muslimische Dialog

Sie werden gern in einem Atemzug genannt - wie ungleiche Brüder: die drei abrahamitischen Religionen Judentum, Christentum und Islam. Die nahe Verwandtschaft aber scheint die Konflikte untereinander eher noch zu befeuern als zu entschärfen. Der jüdisch-christliche Dialog hat - allen historischen Belastungen zum Trotz - in den vergangenen 50 Jahren gewaltige Fortschritte gemacht - was mittlerweile auf beiden Seiten anerkannt wird.
Der Dialog zwischen Juden und Muslimen findet bei uns vergleichsweise weniger Beachtung - und was ihn behindert und erschwert, ist praktisch jeden Tag in den Nachrichten zu hören. Pionierarbeit auf akademischem Niveau hat in diesem Bereich das Leo Baeck-College in London geleistet, in dem liberale Reform-Rabbiner für viele europäische Länder ausgebildet werden. Der britische Theologe und Rabbiner Jonathan Magonet war bis 2005 Direktor des Leo Baeck-College für Jüdische Studien und jahrelang auch Vizepräsident des Dachverbandes der progressiven Jüdinnen und Juden in aller Welt, der "World Union for Progressive Judaism". Maria Harmer hat ihn bei einem Besuch in Wien getroffen.

3. Flüchtlinge im Mesner-Haus

Syrien, Afghanistan, Somalia und Südsudan - aus diesen Ländern kommen zwölf Flüchtlinge, Christen und Muslime, die schon seit November 2014 in der Gemeinde St. Veit im Pongau ein Dach über dem Kopf gefunden haben. Untergebracht sind sie im frisch renovierten Mesner-Haus der römisch-katholischen Pfarre. Und Pfarrer Alois Dürlinger sorgt unter anderem dafür, dass sie wenigstens ehrenamtlich einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen können. Brigitte Krautgartner hat St. Veit im Pongau im Bundesland Salzburg besucht.

4. In Memoriam Paul Weiland

Völlig unerwartet ist am 16. August der Superintendent der evangelischen Kirche in Niederösterreich, Paul Weiland, gestorben - nur wenige Tage vor seinem 66. Geburtstag. Bischof Michael Bünker sprach von einem schmerzhaften Verlust - für die evangelische Kirche und weit darüber hinaus: "Durch seine Stellung in der Ökumene und in der Öffentlichkeit habe Paul Weiland als Vertreter einer Minderheitskirche beispielhaft die gesamtgesellschaftliche Bedeutung des Evangeliums glaubwürdig vorgelebt."
Paul Weiland wurde am 14. September 1949 in Rottenmann in der Steiermark geboren - und ist in Stadtschlaining im Burgenland aufgewachsen - in einer durchaus selbstbewussten evangelischen Gemeinde. Die Ökumene - der Dialog mit den anderen christlichen Kirchen - war Paul Weiland stets ein besonders Anliegen. Fast 20 Jahre lang war Paul Weiland als "Pressepfarrer" in der Öffentlichkeitsarbeit der Kirche tätig - unter anderem als Chefredakteur der evangelischen Kirchenzeitung SAAT. 1998 wurde er dann zum Superintendenten der Diözese Niederösterreich gewählt - ein Amt, das in seiner Funktion dem eines römisch-katholischen Diözesanbischofs entspricht.
In Erinnerung an Paul Weiland sind in der "Erfüllten Zeit" Ausschnitte aus einem Interview anlässlich seines 60. Geburtstages aus dem Jahr 2009 zu hören. - Gestaltung: Markus Veinfurter

5. "Was er sagt, ist unerträglich!" - Kurzessay zu Johannes 6, 60 - 69

Die Stelle aus dem Johannesevangelium, die am 21. Sonntag im Jahreskreis in den römisch-katholischen Kirchen gelesen wird, berichtet davon, wie sich noch zu Lebzeiten Jesu einige seiner Anhängerinnen und Anhänger wieder von ihm abwenden: "Was er sagt, ist unerträglich!" - Der Religionssoziologe und Pastoraltheologe Paul Michael Zulehner nennt das in seinem Kurzessay zum Sonntagsevangelium die erste große "Austrittswelle" der Kirchengeschichte. So gesehen herrsche heute wieder der "biblische Normalfall".

Moderation: Markus Veinfurter

Service

Erzabtei Pannonhalma
Leo Baeck College
World Union for Progressive Judaism
Pfarre St. Veit im Pongau
Evangelische Kirche in Niederösterreich

Sendereihe

• Lebenskunst