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Josef Broukal: Buch "Der Erste Weltkrieg in aller Kürze"

"Ich bin 69 Jahre alt, und in diesem Alter denkt man sich schon immer, was tu ich den ganzen Tag?- Ich habe das getan, was ich beim ORF lernen durfte."

Drei Seiten Agenturmeldung zu einer 30-Sekunden-Nachricht herunterkürzen - das hat Josef Broukal, natürlich ebenfalls verkürzt gesagt, beim ORF Fernsehen gelernt. Bis nach der Jahrtausendwende war Broukal einer der beliebtesten Nachrichtenmoderatoren der "ZIB 2"; nach einem Ausflug in die Politik betreut er derzeit ehrenamtlich afghanische Flüchtlinge - und er besinnt sich seiner alten Fertigkeiten: Der Ex-Moderator kürzt wieder.

Josef Broukal hat Manfried Rauchensteiners 1222 Seiten starkes, im Vorjahr bei Böhlau erschienenes Werk "Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburgermonarchie 1914-1918" auf etwas mehr als 200 Seiten zusammen gekürzt. Der Titel des gleichfalls bei Böhlau erschienenen Bandes hat nun einen Zusatz, er lautet: "Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburgermonarchie IN ALLER KÜRZE"

Josef Broukal gibt mehrere Gründe an, warum er Militärhistoriker Rauchensteiners Buch schrumpfte: zum einen stieß er vor einiger Zeit auf eine 20-seitige Fassung des vielbesprochenen Buches "Das Kapital im 21.Jahrhundert" von Thomas Piketty. Broukal war davon angetan, dass man sich, sofern die Zusammenfassung gut ist, in kürzester Zeit die wesentlichen Grundzüge eines komplexen Werkes aneignen kann. Zum anderen wollte er seine intensiv mit Fußball beschäftigten und daher in permanenter Zeitnot lebenden Söhne dazu verleiten, sich ebenfalls in der Weltgeschichte kundig zu machen. Zum dritten aber will Broukal selbst sich seit langem mit Politik mehr als bloß tagesaktuell beschäftigen

Der 1.Weltkrieg ist für das heutige Europa das grundlegende Ereignis: bekanntlich führte er zum Ende der Monarchie, und auch die Grenzziehung der heutigen Nationalstaaten resultiert daraus. Vom großen Krieg war überdies fast jede österreichische Familie betroffen, auch Manfried Rauchensteiners Vater war ein Kriegsbegeisterter.

Im 1.Weltkrieg haben nicht nur Millionen Menschen den Tod gefunden, Europa wurde auch geopolitisch umgepflügt, so formuliert es Josef Broukal. Die Spuren der Vergangenheit sind bis heute lesbar - bis hin zu seinem mährischen Familiennamen. - "Nie wieder" hieß es nach dem zweiten großen Krieg im 20 Jahrhundert.- Dass Menschen aus Kriegen lernen, ist indes nicht verbürgt, weiß Historiker Manfried Rauchensteiner Den jüngsten Beleg für diese These liefert das Thema Flüchtlinge, das in diesen Tagen auch in Österreich brisant geworden ist.

Manfred Rauchensteiners Buch irritiert die bekanntlich vielerorts noch vorhandenen k.u.k -Verklärer. Der alte Kaiser Franz Josef wollte Krieg statt Politik machen - und hat dafür sein Volk geopfert. Dies ist - in aller Kürze - die wichtige Botschaft seines Buches, resümiert Historiker Manfried Rauchensteiner.- Gestaltung: Christa Eder

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