Gedanken für den Tag

von Julya Rabinowich, Schriftstellerin. "Ankommen. Weiterkommen". Gestaltung: Alexandra Mantler

Ängste und Abgründe

Inmitten der allgemein hysterischen, von der Politik mancher Parteien aufgeheizten Stimmung tut es gut, wenn man von jenen hört, die sich um die Jugendlichen kümmern: Freiwillige, die mit den erwachsenen Flüchtlingen und auch mit geflüchteten Kindern Deutsch lernen oder ihnen Workshops ermöglichen wie der Schriftsteller Robert Menasse, die Regisseurin Tina Leisch oder die Journalistin und Autorin Barbara Coudenhove-Kalergi und unzählige andere. Großartig sind jene Lehrer und Lehrerinnen, die sich jetzt schon darauf vorbereiten, dass in ihrer Klasse vielleicht ein Kind mit Sonderbedarf sitzen wird. Es handelt sich nicht um Zehntausende, nicht um Hunderttausende von Kindern: österreichweit werden circa 5000 zusätzliche Schüler erwartet. Das ist machbar, das ist integrierbar. Das ist überhaupt keine Frage. Es ist andererseits auch bezeichnend, dass in Traiskirchen keinerlei Anstalten gemacht worden sind, die Kinder und Jugendlichen auf diese anbrechende Schulzeit vorzubereiten. "Mia wurscht" ist nicht unbedingt die konstruktivste Herangehensweise.

Lehrende und Betreuende stellen die wichtigste Brücke zwischen den Minderjährigen und der Welt draußen dar. Sollte aus dem Fluchtland ein Weltbild mitgebracht worden sein, das unserem Gesellschaftsbild heftig widerspricht, ist es nun Aufgabe der Betreuenden und des Lehrpersonals, Grenzen dort aufzuzeigen, wo das Verhalten des Kindes oder Jugendlichen andere verletzt oder in ihren Rechten beschneidet. Stichwort wären beispielsweise die Gleichberechtigung und die Stellung der Frau oder die Stellung der Minderheiten in der Gesellschaft. Ebenso ist wiederum das Lehrpersonal gefordert, etwaigem Mobbing zu begegnen und die ganze Klassengemeinschaft mit den Themen der Ausgrenzung und Annäherung, sowie Flucht vertraut zu machen. Davon profitieren nicht nur die Flüchtlinge, sondern die ganze Klasse: Ausgrenzung kann jeden Schüler und jede Schülerin treffen. Je früher man beginnt, sich mit den Spiralen, die dabei in Gang gesetzt werden, auseinander zu setzen und je eher man sich mit positiven Lösungsmöglichkeiten beschäftigt, desto schneller hat jeder in der Klasse viel für seine eigene Zukunft gelernt und weitere Fertigkeiten in den sogenannten Sozialkompetenzen erworben. Ebenso wichtig ist jedoch auch, dass Konsequenzen gesetzt werden, sollte jemand die rote Linie des Tolerierbaren überschreiten: Gewalt, Drohung und Einschüchterung haben in Schule und Betreuung keinen Platz. Das alles geschieht nicht von heute auf morgen, und als eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen können entsprechende zur Verfügung gestellte Ressourcen betrachtet werden. In einer Zeit, in der am Schulwesen gespart wird, fallen viele um ihre Chance um, ob zugezogen oder einheimisch: und mit ihnen das zukünftige Österreich.

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Wolfgang Amadeus Mozart/1756 - 1791
Titel: Divertimento Nr.17 in D-Dur KV 334 (320b)
* Menuetto - 5.Satz (00:07:09)
Ausführende: Kammerensemble der Academy of St.Martin in the Fields
Solist/Solistin: Kenneth Sillito /Violine
Solist/Solistin: Malcolm Latchem /Violine
Solist/Solistin: Stephen Shingles /Viola
Solist/Solistin: Denis Vigay /Violoncello
Solist/Solistin: Raymund Koster /Kontrabaß
Solist/Solistin: Timothy Brown /Horn
Solist/Solistin: Nicholas Hill /Horn
Länge: 02:00 min
Label: Philips 4111022

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