USA: Nein zu gleichgeschlechtlichen Ehen wird leiser

Die USA sind puritanisch und katholischer als der Papst - aber nicht alle Bundesstaaten in den USA: in dreißig von fünfzig Bundestaaten wird die Möglichkeit einer gleichgeschlechtlichen Eheschließung gesetzlich garantiert. Mittlerweile leisten selbst konservative Republikaner keinen Widerstand mehr dagegen, dass es noch mehr Bundesstaaten werden, die zu Vorreitern des gesellschaftlichen und politischen Wandels werden.

Mittagsjournal, 21.10.2014

Aus den USA,

Ich will - diese zwei Worte machen Erica und Jennifer an diesem Tag zu einem Ehepaar. in Utah - dort ist die gleichgeschlechtliche Ehe seit vergangenem Freitag erlaubt: Heute kann ich endlich die Person heiraten, die ich liebe. Die Welt zeigt uns, dass unsere Beziehung genauso viel wert ist, wie die aller anderen Paare die sich lieben.

So wie XX sind in den vergangenen Tagen landesweit hunderte homosexuelle Paare in die Standesämter geströmt. Denn vor zwei Wochen hat der Oberste Gerichtshof der USA entschieden, die Beschwerden zahlreicher Bundesstaaten gegen die gleichgeschlechtliche Ehe abzulehnen. Was unspektakulär klingt, sei ein großer Schritt, sagt Evan Wolfson von der Organisation "Freedom to Marry": Der Oberste Gerichtshof hat mit seiner Entscheidung, sich nicht mit den Verboten zu befassen, ein starkes Signal an diejenigen Bundesstaaten ausgesendet, die homosexuelle Paare immer noch diskriminieren. Es zeigt, wohin dieses Land geht.

Ehefrau und Ehefrau - Ehemann und Ehemann - Was vor zehn Jahren noch undenkbar erschien, ist mittlerweile in mehr als der Hälfte aller US-Bundesstaaten Realität. 2004 machte der Staat Massachussetts den Anfang und erlaubte es homosexuellen Paaren, zu heiraten.

Im Juni 2013 kippte der Oberste Gerichtshof dann den "Defense of Marriage Act", ein Gesetz, das die Ehe nur als Zusammenschluss von Mann und Frau definierte. Seitdem fallen die Verbote in den US-Bundesstaaten wie Domino-Steine. Und mit ihnen fällt eine bisherige Bastion der Republikaner: die Ablehnung der Homo-Ehe: Ich denke, dass wir Konservative einige unserer Strategien und Grundsätze verändern müssen, sagt Henry Olsen vom Ethics and Public Policy Center, einer republikanischen Denkfabrik in Washington: Die Republikaner müssen die Homo-Ehe nicht aktiv befürworten, aber sie sollten sich keinesfalls in einem Ton äußern, der Schwule und Lesben missbilligt oder verurteilt.

Auch aus Eigeninteresse. Denn der Trend zeigt: in den USA sind Ehen zwischen schwulen oder lesbischen Paaren kein gesellschaftliches Tabu mehr. Umfragen zufolge sind mittlerweile 6 von 10 Amerikanern dafür, dass Homosexuelle heiraten dürfen. Vor allem die Jungen sehen darin kein Problem mehr. Und das gelte auch für junge Republikaner, sagt Peter Levine, Politologe an der Tufts University: Langfristig werden alle irgendwann für die Homo-Ehe sein - aber kurzfristig haben die Republikaner ein Generationen-Problem. Bei jungen Menschen gelten sie als intolerant. Die Republikaner müssen sich rasch etwas überlegen, raten also die Experten. Sonst könnten sie alt aussehen.

Und das tun sie. mit Carl DeMaio in Kalifornien und Richard Tisei in Masachussetts kämpfen am 4. November sogar zwei offen schwule Republikaner um einen Sitz im Repräsentantenhaus:
Washington muss sich ändern, meine Partei muss sich ändern, sagt Tisei, der vergangenes Jahr selbst seinen Partner geheiratet hat - ich habe miterlebt, wie sich die öffentliche Meinung verändert. Die Republikanische Partei wäre gut beraten, wenn sie ihre Haltung überdenken würde.

John Boehner, der Sprecher des Repräsentantenhauses unterstützt Carl DeMaio sogar persönlich beim Wahlkampf - die Partei hat zweieinhalb Millionen Dollar für den Wahlkampf zur Verfügung gestellt. Vielleicht sagen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten auch die Republikaner irgendwann: JA. Ich will.