Briten vor Legalisierung der Homo-Ehe

Das britische Unterhaus stimmt heute Abend über die Ehe für Homosexuelle ab. Gleichgeschlechtliche Paare sollen künftig in England und Wales standesamtlich und auch kirchlich heiraten dürfen. Ausgenommen ist die anglikanische Staatskirche. Andere Kirche können religiöse Zeremonien erlauben, sind dazu aber nicht verpflichtet.

Morgenjournal, 5.2.2013

Konservative laufen Sturm

Das Gesetzesvorhaben ist in der Partei des konservativen Premierministers David Cameron heftig umstritten, beinahe die Hälfte aller konservativen Abgeordneten und ein paar Minister haben angekündigt, dagegen zu stimmen. Die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare dürfte aber mit großer Wahrscheinlichkeit mit Hilfe der Liberaldemokraten und der Labour Partei Gesetz werden.

Seit die Regierung von Premierminister David Cameron signalisiert hat, die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zu öffnen, laufen konservative Gruppen gegen das Vorhaben Sturm. Am Wochenende haben 25 führende Konservative Vertreter aus allen Landesteilen einen Protestbrief in der Downing Street abgegeben. Sie fordern den Premierminister auf, die heute geplante Abstimmung auf 2015 nach den nächsten Wahlen zu verschieben. Sie warnen, eine große Zahl an Abgeordneten würde die Gesetzesvorlage nicht unterstützen, die Partei verliere Mitglieder und würde vor der Wahl großen Schaden nehmen. Sie fordern die Regierung auf, die traditionelle Ehe mehr zu unterstützen, Steuererleichterungen für verheiratete Paare seien in schweren Zeiten wesentlich wichtiger als die staatliche Neudefinition der Ehe, sagt Geoffrey Vero, der Vorsitzende der Konservativen Gruppe in Surrey Heath: "Es geht nicht darum, gegen Schwule zu sein. Man muss bedenken wozu die Ehe da ist. Sie ist für viele Konservative Jung und Alt eine Bindung zwischen Mann und Frau, um Kinder großzuziehen."

Mehrheit dafür

David Cameron bleibt dabei, es sei jetzt an der Zeit, gleichgeschlechtlichen Paaren die gleichen Rechte zu gewähren. Das ist auch die öffentliche Meinung. In Umfragen ist die überwiegende Mehrheit der Briten für die Gleichgeschlechtliche Ehe in Standesamt und Kirchen. In Großbritannien und Nordirland gibt es seit 2005 die Möglichkeit eine zivile Partnerschaft einzugehen. Zivile Partner sind rechtlich in allen Belangen mit verheirateten Paaren gleichgestellt, viele Homosexuelle fühlen sich aber nicht gleichwertig. "Wir sind wie Bürger zweiter Klasse. Eine zivile Partnerschaft ist wie die Ehe für Arme. Ich möchte sagen können, ich bin verheiratet. Leute haben zu uns schon gesagt, ihr sei eh nur in einer zivilen Partnerschaft.“

Distanz zur Basis

Der Gesetzesentwurf sieht vor, dass homosexuelle Paare in England und Wales nicht nur standesamtlich sondern auch kirchlich heiraten dürfen. Ausgenommen ist die anglikanische Staatskirche. Andere Kirchen können sich auf freiwilliger Basis entscheiden, Gleichgeschlechtliche Paare zu trauen. Die liberalen Juden sowie die Quäker haben sich bereits für die Gleichstellung ausgesprochen. Unter vielen Gläubigen – wie den freien Baptisten-Gemeinden – gehen die Meinungen aber auseinander. "Wenn ein Paar vor Gott treten will, glaube ich, dass unsere Kirche diese Menschen unterstützen und mit ihnen feiern wird." - "Man hat das Gefühl, die Kirche soll gezwungen werden, ihre Haltung zu ändern, das geht alles zu schnell." David Cameron wird mit den Stimmen des liberaldemokratischen Koalitionspartners und der Labour Opposition die Gesetzesvorlage durchs Unterhaus bringen, sich aber gleichzeitig von seiner konservativen Basis noch weiter entfernen.