Dimensionen - die Welt der Wissenschaft
1. US-Historiker plädiert für die Erweiterung des Begriffs Genozid
2. Arzt in Gaza entwickelt Stetoskop aus 3D-Drucker
3. Seattles Furcht vor einem großen Erdbeben
4. Kant und die Dichter
Redaktion und Moderation: Armin Stadler
18. September 2015, 19:05
1. Ein US-Historiker plädiert für eine Erweiterung des Begriffs "Genozid
Im Juli 1995 ermordeten serbische Militärs, Freischärler und Polizisten mehr als 8000 muslimische Männer und Burschen in der Gegend um Srebrenica im Osten von Bosnien-Herzegowina. Es war dies der letzte Völkermord auf europäischen Boden, geschehen vor etwas mehr als 20 Jahren. Das schwerste Kriegsverbrechen in Europa seit Ende des Zweiten Weltkriegs. 2007 vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag als Genozid klassifiziert, als Völkermord. - Was ein Genozid ist, das wird nach wie vor durch die "UN-Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes" geregelt. Eine Konvention, die allerdings schon 1948 erlassen wurde - unter maßgeblichem Einfluss der USA und Sowjetunion. Der Begriff Genozid gehöre längst erweitert. Mit Norman Naimark, Historiker an der kalifornischen Stanford Universität. Autorin: Tanja Malle.
2. - Ein Arzt in Gaza entwickelt ein Stethoskop aus dem 3-D-Drucker
Tote und Verletzte sind beinahe täglich im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern auf beiden Seiten zu beklagen. Besonders schwierig ist die Situation für die Mediziner, vor allem im Gazastreifen, wo es in den Krankenhäusern häufig am Grundlegendsten mangelt, um die Opfer zu versorgen, beispielsweise an Stethoskopen. Aus der Not hat nun ein palästinischer Arzt ein Tugend gemacht: Und selbst ein Abhörgerät entwickelt. Das Instrument ist so billig, weil es aus dem 3-D-Drucker stammt. Autor: Christian Wagner aus Gaza.
3. Die Stadt Seattle fürchtet sich vor dem großen Erdbeben und ist trotzdem schlecht darauf vorbereitet
Mindestens 8 Menschen kostete das jüngste Erdbeben in Chile nach derzeitigem Stand das Leben. Es war das stärkste seit fünf Jahren in dieser Region. Die Pazifikküste Chiles ist eines der erdbebengefährdetsten Gebiete der Welt. Denn unmittelbar vor der Küste verschiebt sich die tektonische Nazca-Platte gegen die kontinentale Südamerika-Platte, und dabei werden die Anden in die Höhe gedrückt: Die Folge sind regelmäßige Vulkanausbrüche und Erdbeben. - Vergleichbar ist das Szenario weiter nördlich, an der Pazifikküste Nordamerikas. Seit Jahren schon muss Kalifornien mit "The Big One" rechnen, dem ganz großen Erdbeben zwischen Los Angeles und San Francisco. Ein noch größere Bedrohung, aber weniger bekannt, existiert noch weiter nördlich: In der Gegend um die Stadt Seattle. Trotzdem scheint die Stadt nicht besonders gut auf die Katastrophe, die irgendwann kommen wird, vorbereitet zu sein. Autorin: Priscilla Imboden.
4. Kant und die Dichter
Berühmt wurde er durch das inoffizielle Motto, das er der Aufklärung gab: "Bediene dich deines Verstands!" Die Rede ist vom deutschen Philosophen Immanuel Kant. Ein Klassiker des Denkens auch durch seinen kategorischen Imperativ, wonach die Prinzipien des eigenen Handelns stets auch für alle anderen gelten sollten. Kant hat vom 18. Jahrhundert an bis heute aber nicht nur die Philosophie beeinflusst, auch die Werke vieler Dichter und Autorinnen stehen im Bann des großen Königsbergers. Wie das Verhältnis des deutschen Philosophen zur Poesie zu bewerten ist, das und vieles mehr versucht ein Kongress in Wien ab Montag zu ergründen. 600 Experten aus aller Welt werden an der Universität Wien erwartet. Mit Violetta Waibel, Institut für Philosophie, Universität Wien. Autor: Lukas Wieselberg.