Von Tag zu Tag

Geisteswissenschaften und Buchkultur in Bedrängnis. Gast: Michael Hagner, Professor für Wissenschaftsforschung. Moderation: Natasa Konopitzky. Anrufe kostenlos aus ganz Österreich unter 0800 22 69 79

Die Geisteswissenschaften haben in den letzten 30 Jahren im öffentlichen Diskurs an Relevanz eingebüßt. Hirnforschung, Evolutionsbiologie, Humangenetik: Die Erklärung der Welt scheint heute naturwissenschaftlich dominiert. Die Geisteswissenschaften geraten auch hinsichtlich ihres hauptsächlichen Ausdrucksmittels, nämlich des Buches, in Bedrängnis. In den Naturwissenschaften spielt das gedruckte Buch schon lange keine Rolle mehr, der Zeitschriftenartikel ist die dominante Publikationsform.

Michael Hagner fragt sich, ob das gedruckte Buch irgendwann einmal als umständlicher Wissensspeicher und als haptisch und visuell unattraktiver Gegenstand angesehen wird. Er kritisiert Open Access, den freien Zugang zu wissenschaftlicher Literatur im Internet, der nicht zur Demokratisierung des Wissens führt, sondern von großen Konzernen zur Geschäftemacherei genutzt wird und den Verdrängungskampf gegen die Geisteswissenschaften verstärkt.

Michael Hagner hat Medizin und Philosophie studiert und ist Professor für Wissenschaftsforschung an der ETH Zürich. Derzeit ist er Senior Fellow am IFK Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien.

Natasa Konopitzky spricht mit Michael Hagner über die Ökonomisierung der Wissenschaft, das Heilsversprechen von Open Access und das gefühlte Ende des Buches.

Service

Michael Hagner: Zur Sache des Buches. Wallstein Verlag, 2015

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