Gedanken für den Tag

19. Februar 2016, 06:56

Kleine Unvernünftigkeiten

Heute will ich Ihnen eine kleine Geschichte erzählen, die bei einem Konzert passiert ist, und die war so:

1992 hoben wir ein neues Tourneeprogramm aus der Taufe: "das Gottliebprogramm". Es war so beliebt, dass wir beschlossen, daraus eine Live-CD zu machen, und drei ausverkaufte Shows im Wiener Konzerthaus waren dazu die perfekte Gelegenheit. Aufwändigst wurde mikrofoniert, verkabelt, geklebt, geprüft.. Ist nicht ganz billig so ein Live-Mitschnitt.

Der erste Abend lief gut, aber nicht gut genug! Und so haben wir die anstehenden Verbesserungen nach dem Konzert bei Kartoffelgulasch und maximal zwei kleinen Bieren besprochen. Am nächsten Tag musste es ja hochkonzentriert weitergehen, das war allen klar, also gingen wir auch früh nach Hause.

Ich hatte das Wort hochkonzentriert wohl zu wörtlich genommen und mir daheim noch ein Schnapserl genehmigt. Leider bliebs nicht bei einem und irgendwann ist einem ja dann bekanntlich alles egal. Und so nahm die Katastrophe ihren Lauf. Am nächsten Tag brachte ich meine fünf Sinne nicht zusammen. Wie sollte ich durch diese sekundengetimte Show kommen? 2000 Leute, Livemitschnitt, der ganze Aufwand, Oh Gott! Ich durfte auch keinem etwas sagen, die Kollegen und Ludwig vielleicht noch verunsichern? No way!

Na und prompt: Schon bei der zweiten Nummer griff ich zur falschen Gitarre, das Arrangement zerfiel, war völlig unbrauchbar für die Aufnahme. In der Pause schlich ich mit gesenktem Kopf zu Ludwig: "Du, ich wollte mich entschuldigen, hast eh ghört, ich hab die Instrumente verwechselt, es ."

"Wirklich Johnny? Das hab ich gar nicht bemerkt. Weißt, ich bin nämlich betrunken, ich war gestern noch weg, aber bitte sags niemandem!" Viele Jahre haben wir noch über diese Geschichte gelacht.

Ich will Sie bei Gott nicht dazu anstiften, in Ihrem Leben irgendwelche Vereinbarungen zu brechen, aber würzen sie Ihren Alltag manchmal mit kleinen Unvernünftigkeiten. Diese werden sie mit einem Lächeln belohnen, wenn sie später mal daran zurückdenken.

Service

Buch, Andy Zahradnik, Cornelia Köndgen, Johnny M. Bertl, "I lieg am Ruckn. Erinnerungen an Ludwig Hirsch", Verlag Ueberreuter

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler